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Heute ist  .
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01.02.2006
Gemeinsam Gottesdienste und Abendmahl feiern
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Die Apostolische Gemeinde des Saarlandes (AGdS) will künftig zweimal monatlich – an jedem ersten und letzten Sonntag im Monat – die Gottesdienste in den neuapostolischen Gemeinden im Saarland besuchen. Wie der zuständige Bezirksapostel Hagen Wend (Frankfurt) am vergangenen Sonntag, 29. Januar 2006, in einem Rundschreiben an die Gemeinden der Bezirke Saarbrücken und Völklingen mitteilte, habe er einem entsprechenden Vorschlag von Friedhelm Gräßer, dem Leiter der AGdS, zugestimmt. Dem Vernehmen nach soll die Mitgliederversammlung der AGdS inzwischen auch einen entsprechenden Beschluss gefasst haben. Offenbar will die Gemeinschaft aber eigenständig bleiben.
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Wie die neuapostolischen Gemeindemitglieder im Saarland erfuhren, möchten Mitglieder der AGdS erstmals am Sonntag, 26. Februar 2006, einen Gottesdienst besuchen, den Bezirksapostel Wend in Saarbrücken halten wird. Nach Rücksprache mit Stammapostel Wilhelm Leber hat der Bezirksapostel allen Mitgliedern der AGdS gestattet, am Heiligen Abendmahl teilzunehmen, weil er davon ausgeht, dass sie sich über Wert und Bedeutung dieses Sakramentes bewusst seien.
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Gäste im Geist der Liebe aufnehmen
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In dem Rundschreiben bat der Bezirksapostel die ihm anvertrauten Gläubigen im Saarland zugleich, »unsere Gäste im Geist der Liebe unseres Heilandes und Erlösers herzlich aufzunehmen.« Sie sollten empfinden, dass sie in den Gemeinden willkommen seien und sich dort wohlfühlen könnten, so der Bezirksapostel weiter.
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Ohne etwa die Apostolische Gemeinde des Saarlandes oder die Apostolische Gemeinschaft beim Namen zu nennen, hatte Stammapostel Richard Fehr bereits am 7. September 2003 während eines Gottesdienstes in Saarbrücken geäußert, er bedauere es sehr, dass es in der Vergangenheit im Saarland zu Ausschlüssen und zu Abspaltungen gekommen sei. Soweit hätte es nicht kommen dürfen.
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Da nun einige Jahre vergangen seien, könne man jedoch nüchtern und offen über diese Zeit reden. An die Adresse der exkommunizierten Mitglieder und die anderen apostolischen Gemeinschaften gerichtet, sagte der Stammapostel seinerzeit: »Die Tür zur Mutterkirche ist sperrangelweit offen! Und nicht nur unsere Türen sind offen, sondern auch unsere Herzen!« Zugleich bekräftigte er jedoch, dass das Stammapostelamt zur Schaffung von Einheit notwendig sei.
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»Ich helfe dir – du hilfst mir«
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Der Leiter der AGdS, Apostel Friedhelm Gräßer, hat sich in der Vergangenheit mehrfach für eine Versöhnung der apostolischen Gemeinschaften ausgesprochen. Er wies jedoch immer darauf hin, dass die AGdS ihre Eigenständigkeit bewahren wolle.
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In der Ausgabe Oktober–Dezember 2005 der Vierteljahreszeitschrift »Wahrheit« schrieb Gräßer zum Thema »Kooperation«, Kooperation sei in der Natur etwas, das allen Beteiligten nütze. Es sei »höchste Zeit« sich nach der Strategie »Ich helfe dir – du hilfst mir« zu orientieren.
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Die Lehre von Jesus Christus ziele auf einen neuen Lebenssinn und eine neue Lebenspraxis, auf einen Weg, der aus der Hoffnung lebe, der auf Glauben beruhe und in der Liebe seine Erfüllung finde. Die Jesu-Lehre vermöge zu trösten und weiterzuhelfen. Auf sie könne man hoffen. Sich eingehend mit dieser Lehre zu befassen sei eine Aufgabe, die allen Christen, die allen Menschen zukommen müsse. Denn Gott sei – gemäß Maleachi 2,10 – »ein Gott aller Menschen«. Dies, so Gräßer, erfordere »kooperatives Handeln unter den Kirchen und den Verantwortlichen«. 
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Die konstruktive Auseinandersetzung mit anderen Religionen sei »geradezu überlebenswichtig«. Gräßer: »Entweder haben wir im dritten Jahrtausend – nach dem Vorbild Europas – eine ganz andere friedliche ›Ökumene‹, oder wir haben überhaupt keine ›Ökumene‹, keine ›bewohnte Erde‹ mehr.« Die Einsicht, dass die Erde »bitter nötig auf den Schöpfer und Gestalter angewiesen« sei, »zwingt uns, unsere Verantwortung füreinander wahrzunehmen und unsere Verbissenheit im Umgang miteinander abzubauen.«
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Altes Denken überwinden
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Und weiter schrieb Gräßer: »Wenn wir im Stande wären, umzudenken, das alte Denken zu überwinden, seine Grenzen zu überschreiten – dann wäre in der Tat der Weg zurück ins Paradies offen. Am Beispiel des kooperativen Verhaltens der Tiere sollte es uns Menschen von größter Wichtigkeit sein, es ihnen in den körperlichen, geistigen sowie moralischen Bereichen nachzumachen. Auch im Hinbick zukünftiger kirchlicher Zusammenarbeit mit anderen Kirchen und Gemeinschaften.«
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Mit Verweis auf Markus 9, 38–40 äußerte der Leiter der AGdS, ein »Kastendenken« sei auch Jesus »fremd gewesen«. Vor diesem Hintergrund könne er sich »eine zukünftige kirchliche Zusammenarbeit apostolischer Gemeinschaften vorstellen.«
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Gemeinsamkeiten ausleben
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Auf Anfrage von naktuell.de hatte Gräßer im September 2003 gesagt: »Die Zielsetzung soll eine Rückbesinnung auf die urchristliche Praxis, im Geist der Albury-Apostel sein. Es war dabei nie der Gedanke, dass eine Kirche in die andere übergehe, oder gar eine neue Kirche zu gründen.« Ein Aufgehen in eine andere Gemeinschaft oder Kirche habe erfahrungsgemäß »meist substanzielle Verluste« gebracht. »Vielmehr sollte die Kraft aus der Unterschiedlichkeit geschöpft werden. Die gemeinsame Bibelarbeit sollte dabei im Mittelpunkt der Gespräche stehen, Gemeinsamkeiten sollten ausgelebt und Verschiedenheiten respektiert werden.«
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Ortwin Schmidt sagt leise servus
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Der langjährige Leiter der AGdS, Ortwin Schmidt (68) aus Quierschied, hat die Gemeinschaft indes verlassen und will sich künftig auch keiner anderen christlichen Kirche oder Gemeinschaft mehr anschließen. Schmidt sagte am Mittwoch,
1. Februar 2006, in einem Gespräch mit naktuell.de, er habe im Oktober vergangenen Jahres mit dem Satz »Ich sage leise servus!« seinen Austritt aus der AGdS erklärt.
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Nachdem er sich kritisch mit der Bibel, deren »Widersprüchen« sowie den Glaubenslehren der christlichen Kirchen auseinandergesetzt habe, könne er auch die apostolische Lehre nicht mehr mittragen. »Mir blieb nichts anderes übrig, als einen Schlussstrich zu ziehen.« Er werde »weiterhin ein Suchender und nach der Wahrheit Fragender bleiben«, sagte Schmidt. An seinem Glauben an Gott habe sich jedoch nichts geändert. Der apostolischen Bewegung werde er jedoch künftig »abhold bleiben«. Er wolle nun konfessionslos bleiben.
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Ortwin Schmidt hatte am 18. November 1983 als Vorsitzender der Apostolischen Gemeinde des Saarlandes e.V. (AGdS) die Nachfolge seines Vaters Herbert Schmidt (1912–1995) angetreten, der 1951 als Bezirksevangelist von Stammapostel Johann Gottfried Bischoff abgesetzt worden war. Am 16. Juli 1984 wurde Ortwin Schmidt dann bei einer Mitgliederversammlung mit einer Zustimmung von nur 55 Prozent zum Apostel gewählt. Während seiner Amtszeit wurden die Aufgaben und Ziele der Gemeinschaft neu definiert, eine Bücherei eingerichtet und erstmals ein Glaubensbuch konzipiert. Am 8. Dezember 2001 trat Schmidt als Vereinsvorsitzender und Apostel zurück. Gleichwohl äußerte er sich im (Un-)Ruhestand hin und wieder kritisch auf der von ihm betreuten Internetseite der AGdS sowie in der Vierteljahresschrift »Wahrheit«.
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Die AGdS, die Schmidt zufolge inzwischen ihre Gemeinde in Eschringen geschlossen hat und künftig nur noch alle zwei Wochen in der Kirche in Völklingen Gottesdienste feiern will, steht aus Sicht ihres früheren Leiters angesichts schwindender Mitgliederzahlen vor einer schwierigen Zukunft. Schmidts Prognose: »Es wird stille um die AGdS werden.«
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Jens Joachim, 01.02.2006
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Bilder zum Thema
Gottesdienst der AGdS
in Völklingen
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Hintergrund
Mitteilung der
NAK in Deutschland
vom 02.02.2006
nak.de/news
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