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Heute ist  .
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29.05.2003
NAK-Delegation begleitet Kirchentag
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Vom 28. Mai bis 1. Juni 2003 werden in Berlin mehr als 200.000 Christen zum ersten Ökumenischen Kirchentag erwartet. Das bunte Großereignis wurde von der Katholischen Kirche und den evangelischen Kirchen in Deutschland gemeinsam organisiert und zeichnet sich durch eine Fülle unterschiedlicher Veranstaltungen aus.
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Peter Johanning
Zu den Kirchentagsbesuchern zählen in diesem Jahr auch zahlreiche neuapostolische Christen, darunter Bezirksevangelist Peter Johanning, Medienreferent der Neuapostolischen Kirche und Pressesprecher
des Stammapostels. Am Ort des Geschehens trifft er sich mit Apostel Volker Kühnle und weiteren Mitgliedern der NAK-Projektgruppe "Ökumene", um den Kirchentag atmosphärisch zu begleiten. Auf der
Fahrt nach Berlin stand er für ein Hintergrundgespräch mit naktuell.de
zur Verfügung.
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Buntes Kirchenleben sehen
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naktuell.de: Besuchen Sie den Kirchentag aus privatem Interesse oder in Ihrer
Funktion als Kirchenmitarbeiter?
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P. Johanning: "Rein aus privatem Interesse, würde ich sagen. Ich treffe mich dort mit Apostel Volker Kühnle (NAK Süddeutschland), Apostel Wolfgang Nadolny (Berlin/Brandenburg) und Bischof Hanspeter Nydegger (Schweiz). Als Projektgruppe 'Ökumene' sind wir daran interessiert, zu erfahren, über welche Themen heutzutage
in anderen Kirchen gesprochen wird, und das kriegt man am besten heraus, wenn man das praktisch sieht und nicht nur theoretisch nachfühlt."
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naktuell.de: Mit welchen Erwartungen fahren Sie nach Berlin? 
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P. Johanning: "Ich will das bunte Leben in den evangelischen Kirchen und in der Katholischen Kirche sehen, und zwar mit eigenen Augen. Ich denke da hat der Kirchentag in Berlin eine Menge zu bieten. Bei über 2 000 Veranstaltungen wird vieles dabei sein, was uns (als Projektgruppe) interessieren kann."
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naktuell.de: Haben Sie geplant, ganz bestimmte Veranstaltungen zu besuchen?
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P. Johanning: "Wir haben noch keinen festen Plan. Wir werden uns das Programm
noch anschauen. Heute Abend werden wir bei einem Vortrag von Dr. Hemminger, Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Kirche Baden, zu dem Thema 'Ist Sektenkritik tabu?', sein. Wir treffen uns als Gruppe und gehen gemeinsam dort hin, treten aber nicht öffentlich in Erscheinung. Wir kennen Dr. Hemminger von den Gesprächen mit der ACK in Baden-Württemberg und wollen ihn auch einmal in seiner Funktion als Weltanschauungsbeauftragter der Evangelischen Kirche sehen."
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Nicht der erste Kirchentag
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naktuell.de: Ich kann mir vorstellen, dass der Ökumenische Kirchentag auch einmal Gegenstand von internen Gesprächen in der Neuapostolischen Kirche war. Welche Haltung hat die Kirchenleitung zu Veranstaltungen dieser Art?
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P. Johanning: "Diese Frage kann ich gar nicht beantworten. Ich nehme an, die deutschen Bezirksapostel werden durch Medien und Zeitungen verfolgen, was in den anderen Kirchen hier in Deutschland besprochen wird. Es ist ja auch nicht der erste Kirchentag, den wir besuchen. Wir waren schon 1999 auf dem Evangelischen Kirchentag in Stuttgart. Wir haben danach mit verschiedenen Bezirksaposteln Gespräche geführt, z.B. über die Frage, wie andere Kirchen mit diesem Thema umgehen und wie sie ihre Mitglieder begeistern, zu solchen Kirchentagen zu kommen. In Berlin erwartet man um die 200 000 Besucher. Das Thema findet natürlich auch ein Interesse bei Teilen der Bezirksapostel."
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naktuell.de: Als eine der christlichen Kirchen in Deutschland wäre die NAK auf dem
Ökumenischen Kirchentag sicher gut aufgehoben.
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P. Johanning: "Soweit sind wir noch nicht. Wir sind im Stadium des Eruierens, welche Themen wichtig sind und wie man Gemeinsamkeiten beschreiben kann. Da es sich um einen ökumenischen Kirchentag handelt, werden wir das jetzt sehr viel deutlicher verspüren als noch beim Evangelischen Kirchentag 1999. Die evangelischen Kirchen und die Katholische Kirche suchen hier ja auch nach ihren gemeinsamen Wurzeln."
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Kirchengeschichte bewältigen
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naktuell.de: Sie antworteten einmal auf eine Frage, die Ihnen gestellt wurde, dass eine Beteiligung der NAK am Ökumenischen Kirchentag in diesem Jahr "zu früh" sei und dass
die Kirche die Veranstaltung statt dessen atmosphärisch begleiten werde. Warum wäre
ein solches Engagement "zu früh"? Ist unsere Kirche noch nicht reif, sind die Mitglieder nicht dazu bereit oder ist die Ökumene einfach noch nicht weit genug gediehen?
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P. Johanning: "Ich glaube, dass das ganze Thema noch nicht vollständig durchdrungen ist. Wir haben die Projektgruppe 'Ökumene'  jetzt seit Oktober 2000 installiert. Das sind also drei Jahre, in denen wir verschiedene Gespräche geführt haben. Wir haben in den Gesprächen unter anderem auch herausgehört, dass neben vielen gemeinsamen Elementen eben auch Trennendes da ist. Das müssen wir natürlich selbst auch erst einmal wahrnehmen und uns auch bewusst machen.
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Man kann neuapostolische Kirchengeschichte, die nun mittlerweile auch über 100 Jahre währt, sicherlich nicht in drei Jahren so bewältigen, dass man sich als vollwertige Gastkirche innerhalb eines Kirchentages präsentieren kann. Abgesehen davon sind wir kein Mitglied in irgendwelchen ökumenischen Organisationen. Als Mitglied der Ökumene hat man es natürlich leichter. Da kann man ganz anders auftreten. Das sind wir nicht und insofern wäre es - momentan jedenfalls - noch zu früh, öffentlich in Erscheinung zu treten."
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Gemeinsames und Trennendes
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naktuell.de: Ist es vorstellbar, dass sich die Neuapostolische Kirche an einer möglichen Neuauflage des Ökumenischen Kirchentages in einigen Jahren offiziell beteiligt? Gab es bereits dahingehende Überlegungen innerhalb der Kirchenleitung? 
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P. Johanning: "Nein, das ist es noch nicht. Wir als Projektgruppe 'Ökumene' sind gefordert, auszuloten in wie weit das Kirchenverständnis der Neuapostolischen Kirche mit denen anderer übereinstimmt, wo also die Gemeinsamkeiten liegen. Das haben wir bislang noch nicht geschafft. Da sind wir auf einem guten Weg. Das bedeutet natürlich auch, dass irgendwann mal ein Zeitpunkt gekommen sein wird, an dem wir einen vollständigen Überblick darüber haben, wo Gemeinsames und wo Trennendes vorliegt; und zwar in der Theologie, also in der apologetischen Auseinandersetzung. Hier geht es nicht um Theoretisches, sondern um das praktische Leben innerhalb der Kirchen. Das impliziert natürlich, dass irgendwann die Kirchenleitung darüber nachdenken wird, ob man sich an der Ökumene beteiligt, eben auch an ökumenischen Kirchentagen. Eine Antwort kann ich jetzt noch nicht geben."
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naktuell.de: Gestatten Sie den Einwurf, dass es sich bei der Erörterung ökumenischer Beziehungen eher um einen ständigen Prozess handelt, bei dem es nicht zwingend zu einem abschließenden Ergebnis kommen muss. Das ist zwischen den großen Kirchen nicht anders.
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P. Johanning: "Die großen Kirche gehen schon 50 Jahre miteinander einen Weg, insofern bestehen natürlich ganz andere Voraussetzungen."
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naktuell.de: Ökumenische Veranstaltungen sind nicht selten auch kulturelle Ergeignisse. Gerade auf musikalischem Gebiet hat die Neuapostolische Kirche einiges zu bieten.
Über diesen Weg könnte man sich auch schon jetzt aktiv in die Ökumene mit einbringen.
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P. Johanning: "Wir machen es auf Gemeindebasis hin und wieder, dass wir auch Konzerte in evangelischen Kirchen geben oder zu Stadtfesten mit Chören anderer Kirchen gemeinsam auftreten. So etwas findet auf öffentlicher Ebene bereits sporadisch statt. Was der Ökumenische Kirchentag nun an Kultur bietet, darüber
weiß ich zu wenig. Es gibt eine Fülle von Veranstaltungen. Ich muss gestehen, rein persönlich interessieren mich die theologischen Veranstaltungen viel mehr als die kulturellen. Von der Atmosphäre werden wir in jedem Fall etwas mitbekommen."
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Ökumene - Quo vadis?
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naktuell.de: Eine grundsätzliche Frage. Wie geht es weiter in Sachen "Ökumene und NAK"? Wann wird die zuständige Projektgruppe greifbare Ergebnisse ihrer Arbeit vorstellen?
Wird es in absehbarer Zeit entsprechende Verlautbarungen geben? Ein möglicher Rahmen für ökumenische Kontakte dürfte z.B. für die Gemeinden unmittelbar von Interesse sein.
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P. Johanning: "Zwischenergebnisse haben wir bereits erarbeitet. Es gab Gespräche, über die wir die Kirchenleitung - den Stammapostel und die Bezirksapostel - informiert haben und wir haben ein gemeinsames Kommuniqué mit der ACK in Baden- Württemberg veröffentlichen können. Das sind für uns machbare, mögliche aber auch wichtige Zwischenergebnisse; und genau so stellen wir uns unsere Arbeit vor.
Wir werden weiterhin Gespräche führen und die Kirchenleitung darüber auf dem Laufenden halten. Es wird immer wieder zu Zwischenergebnissen kommen. Ob dann am Ende eines Prozesses mal eine Art Endergebnis kommt, kann ich im Moment nicht abschätzen, aber es ist vorstellbar."
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Ökumene ist ein Reizthema
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naktuell.de: Einige Beobachter beschleicht das Gefühl, dass die Neuapostolische Kirche
mit Informationen über Entscheidungsprozesse alles andere als offensiv umgeht. Es fehlt an entsprechenden Veröffentlichungen in der Kirchenpresse. So erschien in der Zeitschrift "Unsere Familie" bislang kein einziger Hinweis auf die Gespräche mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg. Was sagen Sie dazu?
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P. Johanning: "Veröffentlicht wurde es auf der Homepage der NAK Süddeutschland.
Da gehörte es deshalb hin, weil es eben von Süddeutschland aus initiiert wurde.
Aber Sie haben natürlich nicht ganz unrecht in Ihrem Gefühl. Ökumene ist nach wie vor ein Reizthema, nicht nur in der Neuapostolischen Kirche, sondern auch in anderen Kirchen, beispielsweise in der Evangelischen Allianz. Damit tun sich Gläubige schwer, weil man auch sehr wenig darüber weiß. Es wird auch eine unserer Aufgaben sein, diese Wissenslücken mit Fakten zu füllen. So verstehen wir unsere Arbeit also auch. Und wenn unser Stammapostel die Amtsbrüder weltweit in einer Sondernummer über den Begriff und den Inhalt der Ökumene informiert hat, dann ist das eben so ein wesentlicher Schritt für die Sensibilisierung mit diesem Thema."
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Erfahrungen aus Lernprozess
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naktuell.de: Diese Informationen wurden von den Amtsträgern vermutlich mit großem Interesse aufgenommen. Die betreffende Sondernummer der "Leitgedanken" erschien jedoch bereits im Jahr 2000 und inzwischen ist die Zeit weiter vorangeschritten.
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P. Johanning: "Ich denke die Zeit arbeitet aber auch für uns. Wir brauchen einfach einen langen Atem. Wir haben 100 Kirchenjahre ohne Ökumene gelebt und nun kann man schlechterdings nicht erwarten, dass man in drei Jahren sozusagen das Blatt
neu schreibt. Informationen darüber kommen ja auch durch Gespräche auf Gemeindebasis. Unser Stammapostel hat die Gemeindevorsteher aufgefordert, sich dem Gespräch mit anderen Kirchenvertretern zu stellen, und ich denke, dort gehört das Thema auch zu allererst hin.
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Es gibt bereits schöne Ereignisse und Veranstaltungen, die gemeinsam durchgeführt wurden und daraus lernen wir jetzt. Wir lernen Gutes, wir lernen weniger Gutes.
Aber nur über diesen Lernprozess - über einen überschaubaren Zeitraum hinaus - wird es möglich sein, auch Erfahrungen zu machen."
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"Wir haben zu lange gezögert"
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naktuell.de: Ein weiteres ökumenisches Großereignis in diesem Jahr ist die Aktion "2003 -
Das Jahr der Bibel". Auch hier ist die NAK nicht mit von der Partie, obwohl es sich um eine zutiefst allgemein-christliche,
völlig unverfängliche Thematik handelt. Warum engagiert sich unsere Kirche hier nicht? Wurde die Aktion unterschätzt?
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P. Johanning: "Wir kamen auf jeden Fall viel zu spät. Wir hatten es uns schon überlegt, offiziell beizutreten. Weil die Anmeldefrist fortgeschritten war, ging es leider nicht mehr. In der Vorbereitung haben wir einfach zu lange gezögert. Ansonsten hätten wir das gerne gemacht.
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Wir haben es dann den Gebietskirchen freigegeben, sich regional zu betätigen.
In Hamburg gibt es beispielsweise viele Projekte unter dem Motto 'Jahr der Bibel',
die wir gemeinsam oder mit Hilfe der anderen Kirchen vor Ort machen. Wir selber unterrichten unsere Gläubigen über unsere Kirchenzeitschrift und das Internet, um für dieses Thema Interesse zu finden."
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naktuell.de: Vielen Dank für das Gespräch!
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Link zum Thema:
Internetpräsenz des Ökumenischen Kirchentags 2003
http://www.oekt.de
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Das Gespräch führte: Christian Puffe, Stand: 29.05.2003
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