27.06.2002 |
Straffung der Gebietskirchen in
Europa |
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In der Aufteilung der neuapostolischen Gebietskirchen
in Deutschland gab es in den letzten Jahren zahlreiche Änderungen.
Erklärtes
Ziel der Kirchenleitung ist es, die Struktur der Gebietskirchen in Europa
zu straffen. |
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Anläßlich der Inruhesetzung von Bezirksapostel Fritz Nehrkorn
(67) am 16. Mai 2002 bekräftigte Stammapostel Richard Fehr die Haltung
der Apostelversammlung. Um dem rasanten Wachstum der Kirche außerhalb
Europas Rechnung zu tragen, sollen neue Gebietskirchen mit eigener Verwaltung
und Leitung gegründet werden. Offenbar besteht nicht die Absicht,
den Kreis der Bezirksapostel signifikant zu erweitern. Statt dessen soll
die Zahl der in Europa tätigen Bezirksapostel verringert werden. Diese
Entwicklung soll durch Zusammenlegungen von Zuständigkeitsbereichen
forciert werden. |
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Nach der Inruhesetzung von Bezirksapostel Nehrkorn wurde Bezirksapostel
Wilfried Klingler (53) mit der Leitung der bisher eigenständigen Gebietskirche
Sachsen-Thüringen beauftragt. Sein Arbeitsbereich umfaßt nunmehr
die Regionen Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Sachsen-Thüringen mit
zusammen etwa 57.000 Mitgliedern. |
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Straffungen im Verwaltungsbereich betrafen in den vergangenen Jahren
auch den Arbeitsbereich von Bezirksapostel Wilhelm Leber (54). Obwohl unter
einheitlicher Leitung befindlich, bestehen in Norddeutschland allerdings
nach wie vor drei eigenständige Körperschaften in den Apostelbezirken
Hamburg, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Die NAK Nord hat rund 45.000
Mitglieder. |
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Am 1. Januar 2001 wurden die bis dahin selbstständigen Gebietskirchen
Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland zusammengeschlossen. Dieser Schritt
"vereinfacht die
Verwaltung, macht sie effizienter und senkt die Ausgaben", hieß
es im Jahrbuch 2001 der Kirchenzeitschrift "Unsere Familie". Bereits 1995
wurde Dr. Hagen Wend zum Bezirksapostel ordiniert. Die inzwischen fusionierte
"Neuapostolische Kirche Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland K.d.ö.R."
umfaßt etwa 42.000 Mitglieder. |
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Für die süddeutschen Gebietskirchen Baden-Württemberg
und Bayern folgte dieser Schritt zum 1. Januar 2002. Auf Beschluß
der Apostelversammlung wurden die beiden Körperschaften zur "Neuapostolischen
Kirche Süddeutschland K.d.ö.R." mit Sitz in Stuttgart zusammengefaßt.
Durch die Fusion entstand die größte Gebietskirche der NAK in
Deutschland mit deutlich mehr als 120.000 Mitgliedern. Als Kirchenpräsident
fungiert weiterhin Bezirksapostel Klaus Saur (62). |
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Wie vielfältig die Beweggründe für Gebietsreformen auch
sein mögen - die Vorteile liegen auf der Hand. Die Zusammenlegung
von Gebietskirchen bringt Einsparungen im Verwaltungsbereich mit sich.
Zudem wird eine bessere Effizienz bei steigenden Ausgaben und gleichzeitig
sinkenden Einnahmen angestrebt, da
die Kirche bei der Finanzierung ihrer vielfältigen Aufgaben auf
freiwillige Spenden angewiesen ist. |
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Nicht zuletzt muss die NAK ihre zunehmende Präsenz außerhalb
Europas auch auf organisatorischer Ebene berücksichtigen. Die gerade
erfolgte Neugründung einer Gebietskirche in Südamerika scheint
eine Folge dieser Überlegungen zu sein. Am 23. Juni 2002 ordinierte
der Stammapostel den bisherigen Apostel Guillermo José Vilor (58)
zum Bezirksapostel für Brasilien. |
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Dr. Andreas Fincke, NAK-Experte der Evangelischen Zentralstelle für
Weltanschauungsfragen (EZW), erwähnte die Problematik der weltweiten
Expansion in seiner Publikation "Die Neuapostolische Kirche im Umbruch"
von 1998. Es sei noch nicht abzusehen, welche Veränderungen sich aus
der Verschiebung der Hauptverbreitungsgebiete der NAK ergeben. Die Kirche
stünde vor einer gewaltigen Herausforderung. Traditionelle Formen
der Konfliktlösung (beispielsweise durch "Totschweigen" oder "Rauswurf")
seien nur möglich gewesen, solange die NAK in überschaubaren
Regionen tätig war. Das jedoch habe sich in den letzten Jahren grundsätzlich
geändert. |
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Sein Fazit lautet deshalb: "Mit der Expansion in den Großraum
anderer Kulturen steht nun die Frage nach Transparenz und Dialogfähigkeit
immer dringlicher auf der Tagesordnung." |
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[cpu] 27.06.2002 |