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Heute ist  .
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24.08.2005
Eine Million Pilger feierten den Papst
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Die Papst-Messe auf dem Marienfeld nahe Köln war geistlicher Höhepunkt des katholischen Weltjugendtages sowie der ersten Auslandsreise von Papst Benedikt XVI.,
die ihn vom 18. bis 21. August 2005 an den Rhein führte. Mit Teleobjektiv und Presse-Akkreditierung ausgestattet, begleitete Jessica Krämer für naktuell.de das Papst-Event am Samstag und Sonntag. Hier ihr Bericht mit Eindrücken und Momentaufnahmen aus Köln.
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Samstag 15 Uhr in Köln. Ein Großteil der Jugendlichen hatte sich bereits auf dem Weg zum 15 Kilometer entfernten Marien-
feld aufgemacht, teilweise mit Bussen oder der S-Bahn, sehr viele Pilger aber auch zu Fuß, da die zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel restlos überfüllt waren. Andere saßen noch auf der Treppe zum Domplateu und warteten, bis sich die Lage am Bahnhof wieder etwas entspannte und sie einen Platz in der
S-Bahn in Richtung Horrem erhielten. Die Bahnsteige mussten indes immer wieder wegen Überfüllung gesperrt werden.
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Nachtwache unter freiem Himmel
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Am Marienfeld angekommen, bot der erste Blick den Eindruck eines riesigen Zeltlagers. Zehntausende Jugendliche hatten bereits ihr Lager aufgeschlagen. Zeltplanen, Schlafsäcke und Fahnen bestimmten das Bild. Bis zum Abend sollten es noch 800.000 werden. Auf der Nebenbühne und dem Altarhügel war bereits das Vorprogramm für die abendliche Vigil, das Nachtgebet vor dem eigentlichen Fest, gestartet. An einigen Stellen standen Versorgungs-LKW, die die vielen Pilger mit Essenspaketen versorgten. An anderen Ständen wurden Kerzen für die Nachtwache bereitgehalten. Nach Einbruch der Dunkelheit sollte das ganze Feld im Kerzenschein erstrahlen.
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Viele Pilger versuchten, sich einen Platz möglichst nah am Altarhügel zu sichern. Das führte dazu, dass alle Fluchtwege schnell verstopft waren. In den vorderen Bereichen war kein Durchkommen mehr. Trotz der Lautsprecherdurchsagen in mehreren Sprachen änderte sich diese Situation nicht. Die Rettungsfahrzeuge hatten alle Mühe, sich langsam durch die Menge zu kämpfen.
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Je näher der Beginn der Vigil rückte, umso voller wurde es.
Auf dem Altarhügel hatten sich bereits die ersten Bischöfe und Kardinäle versammelt, die ebenfalls auf den Papst warteten. Von der Anhöhe herunter konnten sie einen herrlichen Blick über das gesamte Feld genießen. Der Hügel war von oben bis unten mit Kerzen gespickt, die bei Einbruch der Dunkelheit eine wunderschöne Atmosphäre schufen. [Bildergalerie 1]
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Abendgebet mit dem Papst
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Dann, mit einigen Minuten Verspätung, erschien Benedikt XVI. auf dem Marienfeld. Sofort brandeten die bereits von vielen anderen Schauplätzen des Kölner Weltjugendtages bekannten „Benedetto, Benedetto“-Rufe auf. Der Papst winkte und grüßte die vielen Pilger aus seinem „Papamobil“. Ursprünglich sollte er über das ganze Marienfeld gefahren werden, doch die verstopften Wege machten dieses Vorhaben zunichte. Die Jugendlichen mussten sich deshalb mit dem Blick aus der Ferne oder auf eine der großen Leinwände begnügen.
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Das musikalische Programm des Abends war sehr abwechslungsreich gestaltet. Im Vordergrund stand das offizielle Lied des Weltjungendtages („Venimus adorare eum“), welches immer wieder gesungen wurde. Vor dem eigentlichen Nachtgebet wurde eine Glocke in Erinnerung an den verstorbenen Papst auf den Namen „Johannes Paul II.“ geweiht. Zu Beginn der Feier wurde das Jugendtags-Kreuz auf den Hügel gebracht, welches zuvor durch alle Teile der Erde gereist war. Während Benedikt XVI. die Liturgie der Vigil vollzog, erleuchteten tausende Kerzen das ganze Marienfeld. Verschiedene Gruppen waren in den Ablauf eingebunden. Einige Jugendliche aus Fernost, eine Gruppe Afrikaner und andere Teilnehmer trugen zum Gelingen der Feier bei.
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Aber nicht für alle stand das gemeinsame Gebet mit dem Papst im Vordergrund. In den hinteren Bereichen hatten es sich viele Jugendliche bereits mit Einbruch der Dunkelheit auf ihrem Nachtlager bequem gemacht. Wieder andere waren in Meditation versunken oder knieten zum individuellen Gebet nieder. Auf den Videoleinwänden wurden immer wieder Bilder aus der Vogelperspektive übertragen. So konnte man mitten aus dem Geschehen heraus einen Eindruck bekommen, in welcher riesigen Masse von Menschen man sich befand.
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Gemeinschaft und Gotterleben
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Gegen Mitternacht war das Programm zu Ende. Die meisten betteten sich nun in dem wohl größten Open-Air-Schlafsaal, den Deutschland je gesehen hatte. Langsam wurde es ruhig auf dem Marienfeld. An den äußeren Ecken des Feldes fanden sich spontan Musikgruppen zusammen, die mit Gitarren und Trommeln im Takt einen der vielen „Jugendtags-Tänze“ aufführten.
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Langsam legte sich eine neblige Schicht über das Marienfeld. Der Altarhügel mit seinem Baldachin wurde noch immer von innen angestrahlt. Die vielen brennenden Kerzen am Hügel und die Lichter der Pilger unterstützten dieses schöne Bild. An diesem Abend konnte man spüren, dass es im Grunde egal war, welchen Glauben oder welches Alter man hatte. Der Glaube und das gemeinsame „Gotterleben“ standen im Vordergrund und wurden zur alles verbindenden Einheit. Eine friedliche Atmosphäre, die bereits eine Vorfreude auf den nächsten Morgen gab.
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Leider wurde es dann recht kalt. Nicht mehr als 12 Grad Celsius dürften es gewesen sein. Im nahegelegenen Feldlazarett der Bundeswehr war an Nachtruhe nicht zu denken. Minütlich wurden erschöpfte Jugendliche mit kleineren Blessuren, Kreislaufproblemen oder Unterkühlungen eingeliefert. Es gab aber keine ernsthaften Zwischenfälle. Die Sanitäter waren gut vorbereitet.
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Gegen 7 Uhr morgens wurden die Pilger von einer netten Stimme über Lautsprecheranlagen geweckt. Um 8 Uhr wurde ein gemeinsames Morgengebet, das so genannte Laudesgebet, gesprochen. Während die ersten schon wieder auf dem Weg nach ganz vorne zum Altarhügel waren, quälten sich andere erst aus ihren Schlafsäcken. Für die meisten war die Nacht nicht nur zu kalt, sondern auch viel zu kurz. Das Vorprogramm zur Messe startete mit Musik von klassisch bis Pop. Nachdem der Nebel langsam aufklarte, versuchte sogar die Sonne, durch die dicke Wolkendecke zu schauen. Auch im weiteren Verlauf blieb es glücklicherweise trocken.
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Der Kirche treu bleiben
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Um 10 Uhr begann die Heilige Messe. Manch junger Pilger lag zu diesem Zeitpunkt noch schlafend auf seinem Nachtlager. Die Plätze direkt am Fuß des Hügels, die am Vorabend frei blieben, waren nun von circa 7000 Priestern in weißen Messgewändern belegt. Sie sollten während der Eucharistie die Hostien an die Gläubigen austeilen.
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Papst Benedikt XVI. fuhr an diesem Morgen ein längeres Stück mit dem gläsernen „Papamobil“ durch die wartenden Pilger. Zu Beginn der Messe trat er an den Rand des Hügels, grüßte die große Gemeinde und entschuldigte die Umstände seiner Ankunft mit den Worten: „Ich wäre gerne mit dem Papa-Auto kreuz und quer durch das ganze Gelände gefahren, um möglichst jedem einzelnen nahe zu sein. Wegen der Schwierigkeit der Wege ging das nicht, aber ich grüße jeden einzelnen von ganzem Herzen. Der Herr sieht jeden einzelnen.“ [Bildergalerie 2]
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In seiner Predigt forderte der Papst die Jugend auf, der Kirche treu zu bleiben. Sie sollten füreinander da sein und sich gegenseitig unterstützen. Auch die Alten und Kranken sollten nicht vergessen werden. Noch einmal ging er auf die „Heiligen 3 Könige“ ein, die bekanntlich einen langen Weg auf sich genommen hatten, um dem Heiland zu begegnen. Bereits während der Vigil am Vorabend hatte Benedikt XVI. dieses Bild in den Vordergrund gestellt. Überhaupt war dieser Weltjugendtag sehr von der biblischen Begebenheit der „Heiligen 3 Könige“ geprägt, deren Gebeine in einem Schrein im Kölner Dom liegen. Die angeblichen Überreste werden von katholischen Pilgern aus aller Welt als Reliquien verehrt.
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Danksagung im Abendmahl
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Die Eucharistiefeier während der Messe wurde sehr feierlich eingeleitet und gefeiert. Die Gaben Brot und Wein wurden von jugendlichen Sternsingern aus Aachen an den Altar gebracht. Einige Kardinäle, darunter Kardinal Staatssekretär Angelo Sodano, Kardinal Karl Lehmann und Kardinal Joachim Meisner, konzelebrierten in Gemeinschaft mit dem Papst.
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Im Anschluss betete der Papst das Angelusgebet. In seinen Worten bezog er sich noch einmal auf die Eucharistie: „In meinem Herzen erklingt ein deutliches ‚Danke‘. Ich bin sicher, dass es in jedem von Euch ein einhelliges Echo findet. Das Wort ‚Eucharistie‘ bedeutet ‚Danksagung‘.“ Er dankte allen, die den Weltjugendtag ermöglicht und mitgestaltet hatten. Einen besonderen Dank richtete er an den gastgebenden Kölner Bischof und Kardinal Joachim Meisner als „Hausherrn“. Danach richtete er Grüße in verschiedenen Sprachen an die Jugendlichen in aller Welt.
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Zum Abschluss der offiziellen Feierlichkeiten des XX. Weltjugendtages gab Benedikt XVI. bekannt, dass das Großereignis zum nächsten Mal im Jahr 2008 in Sydney stattfinden werde. Großer Jubel bei den australischen Jugendlichen. Symbolisch wurden nun die einzelnen Teile des Weltjugendtags-Logos an fünf Jugendliche übergeben, die die einzelnen Kontinente verkörperten und die sie nun in die Welt hinaus tragen sollen.
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Anschließend ging der Papst den Rand des Hügels entlang und verabschiedete sich von den rund eine Million Pilgern, die sich an diesem Morgen auf dem Areal eingefunden hatten. Dann stieg er in eine gepanzerte Limousine und verließ relativ schnell und in Begleitung einer Polizei-Eskorte das Marienfeld, während viele tausend Jugendliche noch bis zum Abend blieben, um den Tag mit Liedern und musikalischen Darbietungen ausklingen zu lassen.
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Steife Brise beim Abflug
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Am Abend beendete der Papst seinen Deutschlandbesuch. Um 19.42 Uhr hob seine Maschine vom Flughafen Köln/Bonn ab.
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Kurz zuvor waren noch einige Polizisten mit der Sicherung des Flugfeldes beschäftigt. Helfer des Flughafens präparierten den roten Teppich vom Haltepunkt der Limousine über das Podium bis zum Flugzeug hin. Jede Falte wurde mehrmals mit den Füßen bearbeitet. Zwei andere Mitarbeiter rückten mehrmals mit Besen an, um auch wirklich jeden Fussel vom Teppich zu befreien. Die übergroßen Mikrofonschoner im Look eines Langhaar-Hamsters wehten im Wind, gleichsam mit den Flaggen im Hintergrund, bei einer doch recht steifen Brise. Die Ehrenformation der Bundeswehr übte nochmals ihren Auftritt. Bundespräsident Horst Köhler und seine Frau nahmen ihre Position am roten Teppich ein und schon kam der Tross über das Flugfeld gefahren. Die anwesenden Jugendlichen entbrannten sofort in Jubel und „Benedetto“-Rufen, als der Papst mit dem Bundespräsidenten zum Podium schritt. [Bildergalerie 3]
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Papst erhofft „neuen apostolischen Schwung“
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Köhler würdigte den Papst bei der Verabschiedung: „Heiliger Vater, schöne und segensreiche Tage liegen hinter Ihnen. Der 20. Weltjugendtag war ein überwältigendes Ereignis. (…) Sie haben zu diesem Weltjugendtag Ihre erste Auslandsreise unternommen. Ihre Heimat und die vielen Gäste aus aller Welt haben Sie mit Begeisterung und mit echter Herzlichkeit empfangen. Sie wiederum haben wichtige Impulse gegeben und Zeichen gesetzt für die verschiedenen Begegnungen zwischen den Konfessionen und Religionen. Wir alle sind Ihnen dankbar dafür. Ich danke Ihnen für Ihren Besuch in Deutschland, für Ihre Herzlichkeit, für Ihre Zugewandtheit.“
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Nicht weniger herzlich bedankte sich der Papst in seiner Abschiedsrede: „Mein Wunsch ist, dass dieses kirchliche Ereignis in das Leben der Katholiken Deutschlands eingeschrieben bleibe und sie zu neuem geistlichem und apostolischem Schwung motiviere. Möge das Evangelium von allen Jüngern Christi unverkürzt aufgenommen sowie mit aller Kraft bezeugt werden und sich so als ein Ferment echter Erneuerung der gesamten Gesellschaft in Deutschland erweisen, auch dank dem Dialog mit den verschiedenen christlichen Gemeinschaften und den Anhängern anderer Religionen.“ Besonders hob er auch den Einsatz der vielen Helfer hervor, die den Weltjugendtag mit möglich gemacht hatten. Sie hätten in großer Aufopferung dazu beigetragen, dass alles zu einem unvergesslichen Erlebnis geworden sei.
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Anschließend schritt er mit dem Bundespräsidenten an singenden Jugendlichen vorbei zu einer letzten Verabschiedung, u.a. von den verantwortlichen Organisatoren des Weltjugendtages, den weltlichen Repräsentanten und den teilweise mitgereisten Bischöfen und Kardinälen. Danach stieg Benedikt XVI. in den Airbus A 321 „Regensburg“ der Lufthansa. Um 19.42 Uhr hob die Maschine ab in Richtung Rom. Auf dem Weg dorthin sollte auch eine Ehrenrunde über die bayerische Heimat des Papstes geflogen werden. Gegen 22 Uhr landete die Maschine sicher in Rom. Inzwischen erinnert eine kleine Hinweistafel, die bereits einen Tag später in dem Flugzeug angebracht war, an den Rückflug des Papstes mit dieser Linienmaschine.
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Jessica Krämer, 24.08.2005
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Bildergalerie 1:
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Vigil: Nachtwache auf dem
Marienfeld.(20 Bilder)
Bildergalerie 2:
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Benedikt XVI. zelebriert die
Heilige Messe.(23 Bilder)
Bildergalerie 3:
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Abreise auf dem Flughafen
Köln/Bonn.(27 Bilder)
Links zum Thema:
Offizielle Homepage
des XX. Weltjugendtages
wjt2005.de
WJT-Special: Bericht-
erstattung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
faz.net/weltjugendtag
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