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Heute ist  .
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06.09.2007
Dr. Andreas Fincke verlässt EZW
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Stellenstreichung bei der Evangelischen Zentralstelle
für Weltanschauungsfragen / Referat für »christliche Sondergemeinschaften« wird nicht neu besetzt
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Berlin (naktuell.de). Dr. Andreas Fincke, der stellvertretende Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungs-
fragen (EZW), wird Ende September die in Berlin ansässige zentrale wissenschaftliche Studien-, Dokumentations-, Auskunfts- und Beratungsstelle der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verlassen. Dies hat der für die »christlichen Sondergemeinschaften« zuständige EZW-Referent am Donnerstag, 6. September 2007, in einem Rundschreiben mitgeteilt. Er werde vom 1. Oktober an in der Abteilung II im Konsistorium der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg/
Schlesische Oberlausitz (EKBO) zu erreichen sein, heißt es in dem Schreiben.
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Das Konsistorium ist eine Art kirchliche Verwaltungsbehörde. Seine Zuständigkeit betrifft grundsätzlich alle Angelegenheiten der Landeskirche. Es erledigt die laufenden Geschäfte, bereitet Beschlüsse der Kirchenleitung vor, führt die Rechtsaufsicht über Gemeinden und Kirchenkreise sowie die Dienstaufsicht über Pfarrerinnen, Pfarrer und Kirchenmitarbeiter. Das Konsistorium ist kollegial verfasst und arbeitet den beiden anderen Leitungs-
organen der EKBO – Landessynode und Kirchenleitung – zu. Die Abteilung II des Berliner Konsistoriums, in der Fincke ab Oktober seinen neuen Wirkungskreis haben wird, beschäftigt sich mit der theologischen Leitung und den Themen Theologie und Gemeindeaufbau, kirchliches Leben sowie gemeindliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
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Profunder und kompetenter Ansprechpartner
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Fincke, ein Schüler des inzwischen emeritierten Hallenser Konfessionskundlers Prof. Dr. Helmut Obst, hat sich in den vergangenen Jahren als Autor, den ökumenischen Dialog fördernder Gesprächspartner und profunder Kenner der christlichen Sondergemeinschaften bundesweit einen Namen gemacht. Insbesondere an den Entwicklungen innerhalb der Neuapostolischen Kirche und den apostolischen Gemeinschaften nahm er interessiert Anteil. Zuletzt hatte sich Anfang Juni 2007 beim Evangelischen Kirchentag in Köln ein Workshop unter der Leitung Finckes mit der Frage »Die Neuapostolische Kirche in Bewegung?« beschäftigt (siehe auch das am 19. Juni 2007 bei »Christ im Dialog« veröffentlichte Interview »Das halten die nicht durch« ).
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Der gebürtige Hallenser, ausgebildete Elektromonteur und promovierte Theologe ist verheiratet und hat eine Tochter.
Nach dem Studium der evangelischen Theologie an der Martin-
Luther-Universität zu Halle-Wittenberg, dem anschließenden Vikariat und dem zweitem theologischem Examen war Fincke von 1988 an wissenschaftlicher Assistent von Professor Obst am Lehrstuhl für Ökumenik und allgemeine Religionsgeschichte in Halle. 1992 folgte seine Promotion zum Dr. theol. mit einer Arbeit über das Jesus- bzw. Christusbild bei Jakob Lorber.
Seit 1992 ist er Pfarrer und Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen. Darüber hinaus bildete er sich in Gesprächspsychotherapie und Telefonseelsorge weiter. Seit 1992 arbeitet er als wissenschaftlicher Referent bei der EZW in Berlin, deren stellvertretender Leiter er ist. Seit 2004 ist er zudem ehrenamtlich als Beauftragter für Sekten- und Weltanschauungsfragen der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland tätig.
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In seinen zahlreichen Veröffentlichungen hat Fincke den Umbruchprozess der NAK (EZW-Text 1999), das heutige »Erscheinungsbild apostolischer Kirchen und Gemeinschaften aus der Außenperspektive« (siehe Literaturangaben in der rechten Spalte) und die Mitglieder der NAK als »fremde Nachbarn« (Herder-Korrespondenz 7/2005) sachlich-
kompetent, differenziert und mit der nötigen kritischen Distanz dargestellt.
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Referat wird nicht neu besetzt
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Nach Informationen von naktuell.de soll die Stelle Finckes bei der EZW intern und nicht neu besetzt werden. Dem Vernehmen nach wird Dr. Michael Utsch das Referat für die »christlichen Sondergemeinschaften« mit übernehmen. Der Diplom-
Psychologe Utsch leitet derzeit das EZW-Referat »Religiöse Aspekte der Psychoszene, weltanschauliche Strömungen in Naturwissenschaft und Technik, Scientology«.
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Utsch, der verheiratet und Vater von drei Kindern ist, kam 1960 im mittelhessischen Gießen zur Welt. Er hat evangelische Theologie studiert, ist Diplom-Psychologe sowie approbierter Psychotherapeut. Er war von 1990 bis 1996 in der Rehabilitation Suchtkranker und in der Psychosomatik tätig. 1995 promovierte er in Psychologie mit einer Arbeit über »Grundmerkmale wissenschaftlicher Religionspsychologie«.
Seit 1997 arbeitet er als wissenschaftlicher Referent bei der EZW in Berlin.
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Zentrale geht es »finanziell an den Kragen«
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Die Einsparung von Finckes Stelle hängt offenbar mit dem strikten Sparkurs zusammen, die die EKD der EZW verordnet hat. Anfang August vorigen Jahres hatte die Wochenzeitung »Rheinischer Merkur« (Nr. 31/2006) unter der Überschrift »Kritiker unter der Lupe« geschrieben, dass die EZW erhebliche finanzielle Einschnitte verkraften müsse. Nach Beschluss der Kirchensynode seien die Mittel des Instituts, wie die anderer Einrichtungen der EKD, um ein Viertel gekürzt worden. Der Zentrale gehe es »finanziell an den Kragen«, so die Einschätzung des »Rheinischen Merkurs«. In dem Beitrag wurde bereits angekündigt, dass die Zahl der EZW-Referenten bis 2008 von fünf auf vier verringert werden soll, auf welche die Arbeitsgebiete dann aufgeteilt würden.
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Aber auch an seiner neuen Wirkungsstätte wird Fincke sich den verändernden äußeren Bedingungen stellen müssen. Sein künftiger Chef, Konsistorialpräsident Ulrich Seelemann, war früher Richter am Hanseatischen Oberlandesgericht und ist seit 2004 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft in Kiel. Seelemanns Motto lautet: »Sparen mit Schwerpunkten statt mit Rasenmäher«.
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Jens Joachim, Christian Puffe, 06.09.2007, aktualisiert am 08.09.2007
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Bild zum Thema
Dr. Andreas Fincke
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Links zum Thema
Evangelische Zentralstelle
für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin
ekd.de/ezw
Evangelische Kirche Berlin-
Brandenburg/Schlesische Oberlausitz (EKBO)
ekbo.de
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Literatur
Andreas Fincke: »Die Neuapostolische Kirche
im Umbruch – Zwischen Wachstum und Reformstau«, EZW-Text 146, Berlin 1999
Bestellinformationen
Andreas Fincke: »Das heutige Erscheinungsbild apostolischer Kirchen und Gemeinschaften aus der Außenperspektive«,
in: Obst/Cyranka (Hrsg.): »Was ist die Kirche? Das Selbstverständnis apostolischer Kirchen und Gemeinschaften als Kirche Jesu Christi«, Verlag der Franckeschen Stiftungen, Halle 2005
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Andreas Fincke: »Fremde Nachbarn – Die Neuapostolische Kirche ist in Bewegung gekommen«, in: Herder-Korrespondenz, Monatshefte für Gesellschaft und Religion, Heft 7/2005, Seite 364–368
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