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28.10.2003 |
Zurück zu Jesus, zurück
zum Evangelium |
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Mit ungewöhnlich klaren Forderungen sorgte Apostel Rudolf Kainz,
Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche in Österreich, für
einige Nachdenklichkeit unter den Lesern der Kirchenzeitschrift „Unsere
Familie“. In einem leidenschaftlichen Apostelbrief sprach er sich für
eine Neubelebung des Glaubens- und Gemeindelebens aus und benennt eine
Reihe von veränderungswürdigen Zuständen in der Neuapostolischen
Kirche. Dabei greift er eine Aussage des Stammpostels auf. Dieser habe
die europäischen Apostel, die an Pfingsten 2001 |
zu einer Apostelversammlung nach Leipzig gekommen waren, mit den Worten
„Das Werk Gottes braucht eine Renaissance“ begrüßt. Stammapostel
Richard Fehr sagte weiterhin: „Wiedererweckung des Althergebrachten und
Wiederaufblühen der Glaubenskünste im Übergang zur neuen
Zeit ist mein Wunsch für unsere Kirche.“ |
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Apostel Kainz fühlte sich angesprochen und motiviert, diesen Gedanken
fortzuführen und ihn auch in die von ihm betreuten Gemeinden hineinzutragen.
„Wenn der Stammapostel einen derartigen Wunsch äußert, dann
muss er doch in den Reihen |
der Gotteskinder etwas feststellen, was Anlass zur Sorge gibt“, formulierte
er in „Unsere Familie“. Apostel Kainz gründete daraufhin eine österreichweite
Arbeitsgruppe, die sich mit der Frage auseinandersetzte: „Was bedarf einer
Renaissance im Werk Gottes?“ Erste Ergebnisse dieser Überlegungen
machte er nun in dem erwähnten Apostelbrief bekannt und bringt sie
abschließend auf eine kurze Formel, indem er fordert: „Zurück
zu Jesus und zum festen Glauben an sein Wiederkommen, zurück zum Leben
und Glauben der urchristlichen Gemeinde!“ |
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Interview mit Apostel Kainz |
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Der Inhalt des Apostelbriefes rief unterschiedliche Reaktionen hervor.
Die Kommentare reichten von Hoffnung und Euphorie bis hin zu Verunsicherung
und Skepsis. Apostel Kainz erklärte sich nach einer telefonischen
Anfrage spontan bereit, die Gedanken aus dem Apostelbrief in einem Hintergrundgespräch
mit naktuell.de näher zu erläutern und zu vertiefen. |
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Er stellte klar: Unter einer „Renaissance des Werkes Gottes“ will er
nicht etwa eine Rückkehr zu früheren Entwicklungen und Tendenzen
in der Neuapostolischen Kirche verstanden wissen, sondern eine „Rückbesinnung
auf das Evangelium und auf den, der unser Meister ist und bleibt. (...)
Jesus
muss Zentralpunkt bleiben! Wenn ER verschwindet, wenn das menschliche zu
sehr im Vordergrund steht – auch Menschenverehrung – dann geht das am Wesen
von Christus vorbei.“ Dieser Prozess der Rückbesinnung habe zwar
bereits begonnen, die Umsetzung gestalte sich aber sehr zäh. Apostel
Kainz erklärte: „Es ist auch viel menschliches geschehen. Das muss
man einfach so sagen. (...) Aber es darf nicht mehr menschlich bleiben!
Die Entwicklung muss immer mehr zu Jesus zurückkommen.“ |
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Nicht nur jeder einzelne Gläubige, auch die Kirche selbst, müssten
eine Bereitschaft zur Buße und damit zur inneren Erneuerung entwickeln.
Apostel Kainz: „In dem Augenblick, wo Fehler geschehen sind, muss man
sie eingestehen, denn sonst wird man unglaubwürdig. Das ist doch ganz
normal. Fehler können nicht dadurch ungeschehen gemacht werden, dass
sie totgeschwiegen oder sogar verherrlicht werden. (...) Wenn Jesus
Umkehr fordert, dann muss es der Amtskörper sein, der hier vorangeht.“ |
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Apostel Kainz benennt im weiteren auch Defizite im Glaubens- |
leben und Geisteswirken: „Ich stelle da und dort fest, dass unsere
Geschwister Konsumenten sind. (...) Sie kommen und konsumieren und gehen
wieder und das war's dann schon. Ich meine, das muss zu einem Thema auch
in einer Gemeinde werden: Was kann ich tun, damit ich noch mehr die Wirksamkeit
des Heiligen Geistes erlebe?!
(...)
Und jetzt stelle ich folgende
provozierende Behauptung auf. Fragen Sie mal den neuapostolischen Christen:
Wie merkst du, |
dass du Träger des Heiligen Geistes bist? Welche Antwort bekommen
wir dann? (...) Ich sage das um bewusst zu machen: Wir müssen
doch fühlen und erleben, dass eine Kraft in uns ist – und die muss
wirken!“ So wie in der Urkirche sollten die Gemeinden daher auch heute
zusammen beten und um die Wirksamkeit des Heiligen Geistes bitten. |
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Bewusstsein für Veränderungen schaffen |
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Im Gespräch mit naktuell.de äußerte sich Apostel Kainz
auch |
zu aktuellen Fragen, die das Kirchen- und Gemeindeleben betreffen.
Den Begriff „Kirche Christi“ allein auf die Neuapostolische Kirche anzuwenden,
bezeichnete er als zu engstirnig. Die Definition müsse etwas weiter
gefasst werden. |
Er bestätigte, dass die Kirchenleitung bereits an einer neuen
Definition des Kirchenbegriffs arbeite. Im Zuge der Bestrebungen, mit der
Ökumene in Kontakt zu treten, werde zudem auch über das Sakramentsverständnis
nachgedacht. |
Die verstärkte Beschäftigung mit der Heiligen Schrift und
der Offenbarung, besonders in den letzten Jahren, habe sehr viel dazu beigetragen,
etwas mehr zu relativieren. Apostel Kainz räumte ein, dass die Bibel
in der Neuapostolischen Kirche in früheren Jahrzehnten nicht den Stellenwert
hatte, den sie in einer christlichen Kirche in Wirklichkeit haben sollte.
„Die Tatsache, dass die Bibel nicht so sehr geschätzt wurde, hat
natürlich zur Folge, dass auch unsere Amtsbrüder und Geschwister
viel zu wenig in der Heiligen Schrift lesen.“ |
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Darüber hinaus stellte er Defizite im Bereich Kommunikation und
Information fest und kommt zu dem Ergebnis: „Je mehr man informiert,
umso weniger muss man Angst haben, dass gewisse Themen mit Argwohn beäugt
werden. Wenn ich informiere, nehme ich sehr den Wind aus den Segeln, dass
über gewisse Dinge spekuliert wird oder Gerüchte entstehen. (...)
Es
sollte aber auch gewährleistet sein, dass Informationen ‚eins
zu eins‘ vermittelt werden.“ Eine geeignete Möglichkeit,
eine offene Kommunikation in den Gemeinden zu fördern, seien so genannte
Gesprächskreise. |
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Um eine „Renaissance des Werkes Gottes“ tatsächlich zu erreichen,
seien Veränderungen unabdingbar. Das hierzu nötige Bewusstsein
müsse zunächst erst einmal geschaffen werden. Apostel Kainz stellte
klar: „Es geht nicht darum, einen Aufstand herbeizuführen, sondern
Schritt für Schritt all unseren Geschwistern bewusst zu machen, wie
wichtig eine innere Erneuerung ist. Das Ganze kann nur dann wirklich greifen,
wenn jede Gemeinde daran arbeitet, diese Erneuerung in den eigenen Reihen
zu betreiben.“ |
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Eine ausführliche Fassung des Hintergrundgesprächs mit vielen
weiteren anregenden Gedanken aus dem Herzen des Apostels kann ebenfalls
auf naktuell.de
abgerufen werden. |
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Bilder zum Thema |
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Apostel Kainz predigt in |
Götzis, Vorarlberg |
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Nach einem Gottesdienst |
in Villach, Kärnten |
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Zur Person |
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Rudolf Kainz wurde am |
25. Dezember 1947 geboren und am 1. Januar 1981 zum Apostel
gesetzt. Er betreut die etwa 5.200 Mitglieder der Neuapostolischen Kirche
in Österreich. Darüber hinaus ist er in mehreren Ländern
Osteuropas tätig. |
In Österreich hat die NAK den Status einer staatlich
anerkannten Kirche. Apostel Kainz fungiert als Kirchen- |
präsident. Innerkirchlich wird die Gebietskirche
Österreich von Bezirksapostel Armin Studer (NAK Schweiz) geführt,
rechtlich gesehen |
ist sie jedoch eigenständig. |
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Literatur |
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Als Grundlage für diese Berichterstattung diente |
der Apostelbrief „Das Werk Gottes braucht eine Renaissance“,
der in der Zeitschrift „Unsere Familie“ (Nr. 18/2003) erschien. |
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Abbildung |
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