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Heute ist  .
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19.11.2003
„Von eigener Wohnung zum gemeinsamen
Haus kommen“
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Der evangelische Theologe Dr. Johannes Albrecht Schröter
hat bei einem Vortrag in der Zentralkirche der Apostolischen Gemeinschaft in Düsseldorf die apostolischen Kirchen und Gemeinschaften dazu aufgerufen, sich weiter zu öffnen und sich dabei am konservativ-progressiven Denken der katholisch-
apostolischen Apostel zu orientieren.
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Auf Einladung der apostolischen Gemeinde Düsseldorf-Mitte referierte Schröter am Freitag, 14. November 2003, vor rund 150 Zuhörern in der 1960 durch Apostel Peter Kuhlen eingeweihten Kirche an der Cantadorstraße zunächst über das Bibelverständnis der Katholisch-apostolischen Gemeinden. Anschließend äußerte sich der Referent, der sich als „Sachwalter der Katholisch-apostolischen Gemeinden“ bezeichnete, auf entsprechende Nachfragen auch noch über das Apostelamt und das Wirken von Aposteln in der heutigen Zeit, über das Sakrament der apostolischen Handauflegung/Heiligen Versiegelung sowie zu den Arbeitstreffen der apostolischen Gemeinschaften.
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Konservativ-progressives Denken als Vorbild
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Nach seinem Vortrag stellte Schröter drei Thesen vor: Zum einen sollten sich die heutigen apostolischen Gemeinschaften
aus seiner Sicht den „progressiven Konservatismus“ der katholisch-apostolischen Glaubensväter zum Vorbild nehmen. Die englischen Apostel seien zwar konservativ, zugleich aber geistlich modern eingestellt gewesen und hätten die Bibel „undoktrinär“ ausgelegt. Auch hätten sie seinerzeit die ökumenische Herausforderung erkannt. Schröter rief den apostolischen und etlichen neuapostolischen Zuhörern daher zu: „Öffnen sie sich, aber bleiben sie dem guten Konservatismus ihrer katholisch-apostolischen Glaubensväter verbunden.“
Für die heutigen apostolischen Gemeinschaften sei es daher
„gut und wichtig“, „vom progressiven Konservatismus der Albury-Apostel hin zu einem konservativen Progressivismus zu kommen“.
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„Inklusivität statt Exklusivität“
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Zum zweiten vertrat Schröter die Auffassung, innerhalb der Gemeinden sollte man „von der Exklusivität zur Inklusivität“ gelangen. Nicht die eigene konservative oder liberalere Haltung sollte allein der Maßstab sein, vielmehr sollten in den Gemeinden möglichst alle Richtungen und Lager eingebunden werden und wie ein Zahnräderwerk miteinander zusammenarbeiten.
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„... dass sie alle eins seien“
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Und drittens forderte der Referent von den apostolischen Christen, den Blick auch nach außen zu richten, um „von der eigenen Wohnung, in der man sich wohlfühlt, zum gemeinsamen Haus“ zu kommen. Wie schon im Vorwort zur zweiten Auflage seiner Dissertation äußerte Schröter, dass es die tiefe Sehnsucht Christi sei, „dass sie alle eins seien“. Schon Heinrich Thiersch, der frühere Marburger Theologieprofessor und „Vater der katholisch-apostolischen Bewegung in Deutschland“, habe
„den Blick für die ganze Kirche Jesu Christi im Blick gehabt“. Von der Neuapostolischen Kirche wünschte sich der Referent in diesem Zusammenhang, dass sie sich so weit öffnen könne, wie dies die Apostolische Gemeinschaft bereits getan habe.
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Apostel-Ordinationen „zu willkürklich“
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Während der anschließenden Fragerunde, bei der sich vor allem neuapostolische Jugendliche zu Wort meldeten, äußerte sich Schröter positiv über das Wirken von Aposteln in der heutigen Zeit. Natürlich gehe er davon aus, dass Gott dieses Amt wieder gegeben habe, antwortete er auf eine entsprechende Frage.
„Ich gehe davon aus, dass jemand, der aus ganz tiefem Herzen dieses Amt angenommen hat, es auslebt und gestaltet, wirklich auch die Kraft und den Geist Gottes bekommt, als Apostel zu wirken.“ Mit Blick auf die Neuapostolische Kirche äußerte Schröter jedoch einschränkend, dass Gott „möglicherweise andere Ansichten zu dem einen oder anderen Apostel“ habe. Als Beispiel hierfür nannte er die „problematischen“ Ansichten von Stammapostel Johann Gottfried Bischoff. „Ob Herr Bischoff in allem, was er getan hat, dem Wirken eines Apostels entsprochen hat? Ich weiß es nicht.“, sagte Schröter skeptisch.
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Ausdrücklich kritisierte er die Einsetzung von Aposteln in der Neuapostolischen Kirche als „zu willkürlich“. Man könne zwar sagen, dass so viele Apostel weltweit notwendig seien, um die Arbeit zu erledigen, dies rechtfertige aber nicht, dass man einen Apostel in das Amt einsetze, wie man sonst einen Bischof oder einen Pfarrer einsetze. Im Gegensatz dazu hätten die Katholisch-apostolischen Gemeinden gute Erfahrungen mit ihren Geistesgaben und charismatischen Rufungen gemacht. Auch wenn es immer wieder zu Schwierigkeiten zwischen dem „Ordnungsamt“ des Apostels und dem „Offenbarungsamt“ des Propheten gekommen sei, hätten sich die Apostelrufungen durch die Propheten „bewährt“.
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Die Wertschätzung der Gnadengaben in den Katholisch-
apostolischen Gemeinden sei eine „unglaubliche Bereicherung gewesen“, sagte Schröter. Er riet den apostolischen Gemeinschaften mit Verweis auf 1. Korinther 12 [Bibel Online] dazu, die geistlichen Gaben in den Gemeinden wieder verstärkt zur Entfaltung kommen zu lassen. Als vorbildlich bewertete er in diesem Zusammenhang die Entscheidung der Apostel der Vereinigung Apostolischer Gemeinden in Europa (VAG), die Ordination von Frauen zu ermöglichen. Schröter: „Es ist an der Zeit, dass man Frauen dasselbe Recht einräumt, im Namen Gottes zu sprechen.“
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„Versiegelung als Aufbausakrament“
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Der evangelische Theologe bekannte zudem, dass er ein positives Verhältnis zur Versiegelungspraxis der apostolischen Gemeinschaften habe: „Ich habe kein Problem damit, die apostolische Handauflegung als Sakrament anzusehen und anzuerkennen.“ Er wünsche sich aber, dass die Taufe in ihrer Bedeutung aufgewertet werde. So könne auch die Versiegelung „als das vollkommene Aufbausakrament“ wieder ein stärkeres Gewicht erlangen. Schröter erläuterte, dass die katholisch-
apostolischen Glaubensväter die Auffassung vertreten hätten, dass der Heilige Geist bereits in der Taufe gespendet wird. Die apostolische Handauflegung sei erst mit dem Vollenden des 20. Lebensjahres vollzogen worden und habe dazu gedient, „die Kraft des Geistes in seinen siebenfältigen Gaben zur Entfaltung zu bringen.“ Für die Apostolische Gemeinschaft äußerte der anwesende Apostel i.R. Rudolf Gaßmeyer, dass beim Sakramentsverständnis in den vergangenen Jahrzehnten bereits ein Umdenken eingesetzt habe. Als „äußerst problematisch“ bezeichnete Schröter die neuapostolische Auffassung, dass der Heilige Geist nur durch die apostolische Handauflegung erlangt werden könne. Dies sei schlichtweg schriftwidrig. Jeder, der von Herzen bekenne, dass Jesus sein Herr sei, habe den Heiligen Geist. Alles andere, so Schröter, sei eine „Irrlehre“.
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Gemeinsames Zeugnis von Jesus Christus
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Das Konzil und die Arbeitstreffen der apostolischen Gemeinschaften, bei denen bekanntlich auch vom Geist der Albury-Apostel die Rede war, begrüßte Schröter ausdrücklich. Es sei „vernünftig und ermutigend“, dass sich die Gemeinschaften träfen, die sich konfessionskundlich betrachtet doch so nahe stünden, „um gemeinsam ein Zeugnis von Jesus Christus abzulegen“. Und dies, so Schröter, sei letztlich auch „das Herzstück der Ökumene“.
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Auf Bitte von Volker Wissen, dem Initiator der Veranstaltung, beendete der evangelische Theologe den Abend in der Kirche mit einem innigen Gebet, dem das gemeinsam gebetete „Vater unser“ und der von Schröter gesprochene Schlusssegen folgten. Damit war eine herzliche Grundlage für zahlreiche interessante Gespräche zwischen den apostolischen und neuapostolischen Glaubensgeschwistern gelegt.
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Jens Joachim, 19.11.2003
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Dr. Johannes Albrecht Schröter referiert über das Thema des Abends
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Vortragsbesucher in der Kirche der Apostolischen Gemeinschaft
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Zur Person
Johannes Albrecht Schröter stammt aus einer evangelischen Pfarrerfamilie. Nach seinem evangelischen Theologiestudium legte er 1996 seine Dissertation über das Thema „Die Katholisch-
apostolischen Gemeinden in Deutschland und der Fall Geyer“ vor, die von der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dem Prädikat „summa cum laude“ angenommen wurde.
Nach einer zwölfjährigen Tätigkeit als Gemeindepfarrer war er von 1997 bis 2000 als Fachreferent für neureligiöse Bewegungen und Sonder-
gemeinschaften tätig.
Seit dem Jahr 2000 arbeitet der Sozialdemokrat als hauptamtlicher Dezernent
für Soziales und Kultur bei der Stadt Jena.
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Literatur
Die 610-seitige Dissertation von Johannes Albrecht Schröter über „Die Katholisch-apostolischen Gemeinden in Deutschland und der Fall Geyer“ erschien 1998 in einer zweiten, leicht verbesserten Auflage im Marburger Tectum-Verlag, ISBN 3-89608-814-9.
tectum-verlag.de
Aus Anlass des 100. Todestags von Apostel Francis Valentine Woodhouse, dem letzten katholisch-apostolischen Apostel, veröffentlichte Schröter dann im Jahr 2001 im Jenaer Glaux Verlag einen Bildband mit dem Titel „Bilder zur Geschichte der Katholisch-apostolischen Gemeinden“ . Der Bildband mit 479 Abbildungen (ISBN 3-931743-42-X) ist auch über das Vertriebsprogramm des Bischoff-Verlags erhältlich.
glaux.de/schroeter/...
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Hintergrund
Mitschrift eines früheren Vortrags von Dr. Johannes Albrecht Schröter mit Betrachtungen zu den katholisch-apostolischen Gemeinden, gehalten
am 23. März 1999
Download.(PDF-Datei)
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Link zum Thema:
Internetseite der apostolischen Gemeinde Düsseldorf-Mitte 
duesseldorf.apostolisch.de
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