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Heute ist  .
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24.11.2004
„Eine Reformation des Glaubens wagen“
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naktuell.de unterstützt das Anliegen eines offenen Briefes an Stammapostel Richard Fehr,
in welchem sich der Schreiber in konstruktiver Weise gegen die omnipotente Exklusivität in Glaubenslehre und Selbstverständnis der Neuapostolischen Kirche wendet.
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„Sich als christliche Kirche bescheiden“
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Michael Vollmer, der Autor des Briefes, reagiert zunächst auf Aussagen des Stammapostels in einem Gottesdienst am 07.11.2004 in Paderborn. Laut einem Bericht des Magazins glaubenskultur.de hatte sich Richard Fehr in seiner Predigt darüber beklagt, dass der NAK immer wieder der Vorwurf der Exklusivität gemacht werde.
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Während der Autor des Briefes eingangs zur Problematik der Exklusivität Stellung bezieht,
in der Sache argumentiert, Fragen aufwirft und die klar ersichtlichen Widersprüche aufzeigt, formuliert er im weiteren: „... oder wir erkennen, dass Gott der Souverän in allen Dingen ist, dann ist es vielleicht an der Zeit, sich als christliche Kirche zu bescheiden und darauf zu verzichten, Gottes Heilsplan in detaillierter Form darzustellen und sich als auserwählte Gemeinschaft unter den Menschen zu begreifen. Ich glaube, lieber Stammapostel, das muss keinen Verlust bedeuten. Ich glaube, dass geistige Potenzial der neuapostolischen Christen ist groß genug, um eine Reformation des Glaubens zu tragen. (...) Dass eine apostolische Gemeinschaft eine Hilfe für die Christenheit sein soll im göttlichen Plan, das war bereits die Grundüberzeugung der katholisch-apostolischen Christen. Vielleicht können wir uns auf diese Wurzeln besinnen (...) und erkennen, dass aus diesem allgemein-christlichen Konzept durch Schisma eine exklusive und hierarchische Kirche entstanden ist, die nicht mehr nur Hilfestellung auf dem Weg leisten möchte, sondern sich selbst als den Weg begreift. (...)“
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„Es gibt nur einen Weg: Jesus Christus!“
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Der konstruktive Kern des Briefes manifestiert sich in einem Aufruf an das neuapostolische Kirchenoberhaupt, eine „Reformation des Glaubens“ zu wagen. Dieser Aspekt kommt vor allem am Ende des Schreibens zum Tragen und wird von der Redaktion von naktuell.de in seiner gesamten Tragweite voll und ganz unterstützt: „Vielleicht, lieber Stammapostel, 
können wir uns wieder unserer Wurzeln besinnen, der katholisch-apostolischen als auch der christlichen im Allgemeinen und jenes exklusive ‚Ich bin der Weg‘ [Joh. 14, 6], das so lange unser Kirchenverständnis geprägt hat, zurück in die Hände von Jesus Christus legen und gemeinsam mit unseren MitchristInnen in der Welt bekennen, dass es nur einen liebenden Gott gibt und dass es für uns als Christen nur einen Weg gibt: Jesus Christus! (...) Wir neuapostolische Christen würden uns vielleicht von dem einen oder anderen ‚Eckwert des Evangeliums‘ in der Form trennen müssen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Verlust kein ‚Gesichtsverlust‘ wäre, sondern auf lange Sicht eine Stärkung des neuapostolischen Profils darstellte. Neuapostolische Christen haben viel einzubringen in die weltweite Kirche Christi, viel Engagement, ein lebendiges Gemeindeleben, viele für Andere neue Nuancen christlichen Lebens, wie etwa die Fürbitte im Entschlafenenwesen. Eine Reformation unseres Glaubens bedeutet eine Stärkung der neuapostolischen Identität und würde die Glaubwürdigkeit der Kirche enorm steigern. Diese Reformation des Glaubens zu wagen, zu der auch Sie die Gläubigen ermutigen, würde ich unserer Kirche wünschen! Und das Problem der Exklusivität, das würde sich dann so nebenbei von selbst erledigen.“
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Nachfolgend gibt naktuell.de den offenen Brief an Stammapostel Richard Fehr
mit Genehmigung des Autors vollständig wieder.
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Lieber Stammapostel,
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unserer Kirche wird seit langem schon der Vorwurf der Exklusivität gemacht. Dieses Phänomen tauchte ja nicht irgendwann einmal plötzlich auf, etwa in den turbulenten 90er Jahren, als die täglichen Talkshows der privaten Fernsehsender die NAK als Diskussionsobjekt entdeckten, Professor Obst sein Standardwerk über die „exklusive Endzeitkirche“ verfasste und die verschiedenen Internetforen wie Pilze aus dem Boden schossen und seitdem die Internetschreiberlinge anziehen wie das Licht die Motten. Den Vorwurf der Exklusivität gibt es schon so lange, wie es die NAK-Lehre in der heutigen Form im Kern gibt.
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Schon Stammapostel Niehaus verfasste eine stattliche Anzahl an „Abwehrschriften“ gegen solche Vorwürfe, Linde und Röckle stritten sich in den Jahren zwischen den Weltkriegen um die neuapostolisch-exklusive Auffassung von der Spendung des Heiligen Geistes, auch nach dem Kriege wollten die Vorwürfe einfach nicht verstummen, und weitere Gegenschriften erschienen, besonders in ihrem schönen Heimatland in den Bergen. Die Botschaft des Bischoff vermochte trotz ihres göttlichen Charakters, an den man getreu Ihrer Worte glauben mag, oder eben nicht, auch keine Ruhe in die Diskussion zu bringen, und Stammapostel Schmidt empfahl nach der göttlichen Willensänderung von 1960 den Gläubigen, zu schweigen und ihren Weg zu gehen.
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Dieser Vorwurf der Exklusivität verfolgt die Kirche so hartnäckig, wie das Abstiegsgespenst die Kicker von Arminia Bielefeld – woran liegt das eigentlich, und wie kann man dem endlich begegnen?
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Die ostwestfälischen Fußballtreter geben derzeit ihre sportliche Antwort auf dem Platz. Für die Kirche haben Sie selbst am vergangenen Sonntag in Paderborn in eindrücklicher Weise eine Antwort darauf gegeben, wie man dem Vorwurf der Exklusivität begegnen kann. Man schnappt sich diesen unseligen Vorwurf und füllt ihn aus wie eine kanadische Weihnachtsgans. Man stopft ihn aus mit zusätzlichen Vorwürfen, die so niemand der Kirche je gemacht hat, wie etwa dem, dass nach NAK-Lehre alle Nicht-Neuapostolischen in die Hölle kämen und alle nicht neuapostolisch Versiegelten „zum Teufel gehen“, wie Sie das ausdrückten. Den so neu gefüllten Vorwurf der Exklusivität kann man dann relativ leicht und lässig im Paket zurückweisen. Das Problem dabei: Niemand in der NAK hat je behauptet, alle Nicht-Neuapostolischen kämen direkt in die Hölle. Auch kein ernstzunehmender Theologe hat das der NAK je vorgeworfen. „Wer sagt denn so etwas?“, haben Sie am Sonntag [01] schon ganz richtig gesagt.
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Da man auf diese Weise diesen Vorwurf also nicht los wird, wäre es doch vielleicht sinnvoll, sich der unbequemen Aufgabe zu stellen und sich zu fragen, was zum Teufel, Pardon, eigentlich gemeint ist, wenn man die Exklusivität der NAK kritisiert?
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Sie haben doch in den letzten Jahren, ja, eigentlich während Ihrer gesamten Amtszeit, immer wieder diesem Vorwurf entgegengehalten, dass auch nach neuapostolischem Verständnis Gott wolle, dass „allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ [1. Tim. 2, 4]. An welchem Ort auf Erden man diese Erkenntnis der Wahrheit allein findet, daran haben Sie in den letzten 16 Jahren keinen Zweifel gelassen. Es könnte so einfach sein, die Leute könnten doch alle einfach neuapostolisch und damit ein Gotteskind werden! Wie oft haben Sie darauf hingewiesen, dass noch Mancher erwählt wäre, aber Viele ihre Erwählung partout nicht festmachen (wollen).
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Und wenn die bockigen Schäfchen nun mal diesen „Kapitalfehler“ begehen, wie Sie das nannten, und nun möglicherweise durch die große Trübsal müssen, wäre noch immer nicht alles verloren. Es könnte sogar sein, dass Solche während dieser Trübsal um des Wortes Gottes willen enthauptet werden, dann winkt im Nachrückverfahren die königliche Priesterschaft [Offb. 20, 4]. Wünschenswert sei das zwar nicht unbedingt, wie Sie festgestellt haben, aber da sage einer, die Neuapostolische Kirche lehre exklusiv!
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Auch wem diese Chance verwehrt bleibt, braucht keine Angst haben, in irgendwelchen „dunklen und finsteren Ewigkeitsbereichen“ geröstet zu werden. Jedenfalls nicht lang, denn im Tausendjährigen Friedensreich wird Satan festgeschnallt und allen kann ungehindert das Evangelium gepredigt werden. Und wer selbst diese tausendjährige Gnadenzeit noch vermasselt, der erhält immer noch eine Vorladung zum Jüngsten Gericht und kann sich frei (... !?) „für oder gegen Gott“ entscheiden. Wenn das keine letzte Chance ist! Die aber sollte man dann allerdings nicht unbedingt vergeigen, denn danach, ja, sieht es schlecht aus. Und „ewig“ ist ganz schön lange.
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Bei so vielen Chancen, sich zu Gott zu bekennen, selbst noch tausend Jahre, nachdem es keine Neuapostolische Kirche mehr gibt, kann man da wirklich noch sprechen von neuapostolischer Exklusivität?
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Ich fürchte, die Kritiker und die Kirche reden da gern aneinander vorbei, lieber Stammapostel. Die Kritiker meinen etwas Anderes, etwas Spezifischeres, wenn ich das richtig verstanden habe. Exklusiv ist die Kirche im Hinblick auf die Erste Auferstehung. Seit der Lehrerweiterung von Pfingsten 2003 muss man das ja etwas präzisieren: Sie ist exklusiv im Hinblick auf das „heimholende Wiederkommen Christi“ und die „Hochzeit im Himmel“. Denn nur, wer durch einen neuapostolischen Apostel versiegelt wurde, erhält eine Einladung zu diesem Event.
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Gut, zumindest gilt das für alle Seelen seit dem urkirchlichen Pfingstfest. Denn wenn ich den jüngsten UF-Artikel in „Lehre & Erkenntnis“ recht gelesen habe, sind Sie sich ja nicht mehr so sicher, ob die Menschen, die zur Zeit des „Alten Bundes“ lebten, nicht vielleicht auch ohne Versiegelung „dabei sein“ können. Ist das tatsächlich möglich, lieber Stammapostel? Ist das nicht ein bisschen ungerecht? Ich meine, da es in der „Ewigkeit“ keine Zeit gibt, schweben da doch parallel Seelen, die der Versiegelung bedürfen und welche, die ihrer vielleicht nicht bedürfen – nur weil sie, als es noch so etwas wie Zeit gab, vor Christus lebten? Überhaupt, wenn es in der Ewigkeit keine Zeit gibt, wie können wir dann sagen, sie sei ewig?
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Damit das alles nicht zu verwirrend wird, beschränken wir uns vielleicht vorläufig auf die Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Christi heimholenden Wiederkommen, zumindest, bis die jüngsten Ergebnisse der relevanten Projektgruppe auf dem Dienstweg auch bei uns angekommen sind.
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Ich glaube, die Kritiker der NAK stellen gar nicht in Abrede, dass auch nach neuapostolischem Verständnis letztendlich allen Menschen geholfen werden soll. Es ist ein Teil dieses Weges zu diesem Ziel, der als exklusiv erlebt und verstanden wird.
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• Wenn Gottes Geist zwar wirken kann, wo er will, aber er durch Versiegelung „verfügbar“ nur in der
  NAK ist, dann ist das exklusiv.
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• Wenn Gottes bevollmächtigte Geistlichkeit auf Erden ausschließlich aus den neuapostolischen
  Aposteln und ihren beauftragten Amtsträgern besteht, dann ist das exklusiv.
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• Wenn man ein Gotteskind nur werden kann durch die Wiedergeburt aus Wasser und Geist,
  vollzogen durch die Apostel der NAK, dann ist das exklusiv.
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• Wenn Gottes Heilswerkzeug zur Errettung aller Menschen aus einer erwählten Schar besteht,
  die durch ihre Versiegelung eine geschlossene Gesellschaft bildet, auch wenn man ihr ja jederzeit
  gerne beitreten kann, dann ist das exklusiv.
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• und endlich: Wenn allein neuapostolische Christen an der Hochzeit des Lammes teilnehmen
  können und (zusammen mit den unabschüttelbaren Trübsalsmärtyrern) das königliche Priestertum
  bilden und schon tausend Jahre vor dem Rest den ewigen Auferstehungsleib empfangen, dann ist
  das exklusiv!
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Es ist dieses Grundkonstrukt, das neuapostolische Geist-, Amts- und Kirchenverständnis, das immanent den exklusiven Charakter in sich trägt. Daran ändert auch nichts die etwas bemühte Komponente von „Gottes Souveränität“, die eine scheinbare Systemoffenheit suggerieren soll.
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Einerseits, und das ist ja die Crux, versäumen Sie, lieber Stammapostel, mit den Aposteln es nicht, uns neuapostolischen Christen detailliert zu erklären, wie Gott in seiner Souveränität bereits entschieden hat (!), wie sein göttlicher Heilsfahrplan ablaufen soll. Andererseits möchten Sie als Kirchenführer aber auch nicht auf den von Ihnen geschilderten Ablauf festgelegt werden – aus genau demselben Grund, weil Gott ja souverän ist! Mir erscheint das, mit Verlaub, etwas widersprüchlich.
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Entweder hat Gott sich tatsächlich offenbart in der Lehre der Neuapostolischen Kirche – dann muss diese unveränderlich als Gottes Wort gelten, ohne vage Zusätze und theologische „Notausgänge“. Oder aber wir erkennen, dass Gott der Souverän in allen Dingen ist, dann ist es vielleicht an der Zeit, sich als christliche Kirche zu bescheiden und darauf zu verzichten, Gottes Heilsplan in detaillierter Form darzustellen und sich als auserwählte Gemeinschaft unter den Menschen zu begreifen. Ich glaube, lieber Stammapostel, das muss keinen Verlust bedeuten. Unsere neuapostolische Identität ist zwar deutlich geprägt von dem Erwählungskonzept – aber das braucht in Zukunft nicht so zu bleiben. Ich glaube, dass geistige Potenzial der neuapostolischen Christen ist groß genug, um eine Reformation des Glaubens zu tragen, eine „Wiederbelebung der Glaubenskünste“, wie Sie das so schön auf der Apostelversammlung in Leipzig 2001 ausgedrückt haben.
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Dass eine apostolische Gemeinschaft eine Hilfe für die Christenheit sein soll im göttlichen Plan, das war bereits die Grundüberzeugung der katholisch-apostolischen Christen. Vielleicht können wir uns auf diese Wurzeln besinnen, lieber Stammapostel, und erkennen, dass aus diesem allgemein-christlichen Konzept durch Schisma eine exklusive und hierarchische Kirche entstanden ist, die nicht mehr nur Hilfestellung auf dem Weg leisten möchte, sondern sich selbst als den Weg begreift? Ist es nicht auch ein etwas widersprüchliches Konzept, nicht weniger als die gesamte Menschheit dadurch zu Gott kommen lassen zu wollen, dass man eine verschwindend kleine Minderheit erwählt und privilegiert? Ist das das Konzept eines souveränen und gerechten Gottes? Und wenn wir tatsächlich zu einer als Werkzeug auserwählten Schar gehören – wie kommt es, dass die Neuapostolische Kirche in Lehre und Gemeindeleben hauptsächlich um sich selbst kreist, statt sich engagierter um die Mitmenschen zu kümmern, sowohl in karitativer als auch seelsorgerischer Hinsicht?
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Solange wir uns in unserer Kirche nicht selbstkritisch mit unserem Geistes- und Kirchenverständnis auseinandersetzen, solange, fürchte ich, werden Kritiker und Kirche weiterhin oft aneinander vorbei reden. Während die Kritiker mit der Exklusivität den Mikrokosmos des Konzepts der Auserwähltheit und des Geistesbesitzes hinterfragen, kontert die Kirche gern mit dem Makrokosmos des göttlichen Willens zur Errettung aller Menschen. Beide haben recht – und reden dabei über verschiedene Dinge.
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Apostel Drave mahnte am Sonntag [01] in Paderborn in seiner Co-Predigt, das Bewusstsein der Auserwähltheit dürfe nicht zu Hochmut, sondern müsse zu Demut führen. Das ist nicht einfach, lieber Stammapostel, betonen Sie doch in vielen Gottesdiensten immer wieder, dass die Gotteskindschaft das Größte ist, was wir in unserem Leben je erreichen können, wir sie „hoch halten“ sollen und im Grunde nur eines letztlich wichtig sei: dass wir „dabei“ seien. Ich fürchte, wer sich so auffällig fokussiert aufs (diffuse) „Dabeisein“, verliert zu leicht den Blick für seine Mitmenschen. Und die Mitmenschen, die waren doch ursprünglich mal der eigentliche Grund für die eigene Erwählung ...?
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Das bestehende Verständnis der eigenen Exklusivität haben Sie uns am Sonntag [01] während des Entschlafenen-Gottesdienstes ergänzt, lieber Stammapostel. Exklusiv, das sei, wenn alle anderen Menschen außerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft buchstäblich zum Teufel gingen, die neuapostolische Erwähltheit dagegen sei eine besondere Form der Exklusivität, sei nämlich „göttlich exklusiv“!
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Ich kann mir nicht helfen, in meinen Ohren klingt das doch sehr antagonistisch, diese beiden Worte in einem Satz: „göttlich exklusiv“. Eine Formel, die sich durch die beiden gegensätzlichen Attribute in den Gehörgängen sperrt. Ich fürchte, lieber Stammapostel, dass auch dieser neue Ansatz nicht den Vorwurf der Exklusivität wird entkräften können. Vielmehr darf diese Neudefinition als schwächelnder Versuch verstanden werden, die Exklusivität durch den Zusatz des Attributs „göttlich“ unerreichbar für irdische Kritik zu machen. Durch diese „Weihung“ rückt das unveränderte Modell der Exklusivität in höhere, göttliche Sphären auf und entzieht sich so jeder menschlichen Kritik. Welcher Ignorant wollte schon etwas hinterfragen, das nicht menschlichen, sondern göttlichen Ursprungs ist?
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Mir scheint, hier verschiebt sich nur die Kausalität auf den Schöpfer hin, ein Ansatz, der ja in der Tat gar nicht so neu ist. Verschiedentlich äußerten Sie und andere Apostel sich dergestalt, die neuapostolische Exklusivität fuße auf dem Ausschließlichkeitsprinzip der Jesu-Worte „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ [Joh. 14, 6]. Diese Argumentation funktioniert natürlich so nur dann, wenn man sich an diese „Kette“ Vater-Sohn anklinkt und die Apostel als Repräsentanten Christi und die eigene Gemeinschaft als Offenbarungsstätte des göttlichen Willens begreift.
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Vielleicht, lieber Stammapostel, können wir uns wieder unserer Wurzeln besinnen, der katholisch-apostolischen als auch der christlichen im Allgemeinen und jenes exklusive „Ich bin der Weg“, das so lange unser Kirchenverständnis geprägt hat, zurück in die Hände von Jesus Christus legen und gemeinsam mit unseren MitchristInnen in der Welt bekennen, dass es nur einen liebenden Gott gibt und dass es für uns als Christen nur einen Weg gibt: Jesus Christus!
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Wir neuapostolische Christen würden uns vielleicht von dem einen oder anderen „Eckwert des Evangeliums“ in der Form trennen müssen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass dieser Verlust kein „Gesichtsverlust“ wäre, sondern auf lange Sicht eine Stärkung des neuapostolischen Profils darstellte. Neuapostolische Christen haben viel einzubringen in die weltweite Kirche Christi, viel Engagement, ein lebendiges Gemeindeleben, viele für Andere neue Nuancen christlichen Lebens, wie etwa die Fürbitte im Entschlafenenwesen. Eine Reformation unseres Glaubens bedeutet eine Stärkung der neuapostolischen Identität und würde die Glaubwürdigkeit der Kirche enorm steigern.
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Diese Reformation des Glaubens zu wagen, zu der auch Sie die Gläubigen ermutigen, würde ich unserer Kirche wünschen! Und das Problem der Exklusivität, das würde sich dann so nebenbei von selbst erledigen, lieber Stammapostel ...
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Ihr Michael Vollmer
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Anmerkung: Die Formulierung wurde im Interesse einer einheilichen Darstellung und mit freundlicher Genehmigung
an die am 13.11.2004 zuerst bei glaubenskultur.de veröffentlichte Fassung des Briefes angepasst.
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Christian Puffe, 24.11.2004
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[01] – Gottesdienst mit Stammapostel Richard Fehr am 07.11.2004 in Paderborn
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