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23.12.2004
Studie: Die religiöse Schweiz verändert sich
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Auf der Basis einer im Jahr 2000 durchgeführten Volkszählung hat das schweizer Bundesamt für Statistik (BFS) eine Reihe von wissenschaftlichen Analysen durchgeführt. In einer neuen Studie mit dem Titel „Religionslandschaft in der Schweiz“ werden verschiedene Aspekte wie die zunehmende religiöse Pluralisierung oder die abnehmende Dominanz der katholischen und protestantischen Kirchen in der Schweiz thematisiert. Die Studie enthält darüber hinaus detaillierte Angaben zur inneren Mitgliederstruktur einzelner Glaubensgemeinschaften, darunter auch der Neuapostolischen Kirche.
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Das Fazit lautet: Die traditionellen Religionsgemeinschaften schrumpfen, die kleinen – vor allem die muslimische und Freikirchen – wachsen. Katholiken und Protestanten machten im Jahr 2000 nur noch 75 Prozent der Gesamtbevölkerung der Schweiz aus, in der rund sieben Millionen Menschen leben. 1975 waren es noch 95 Prozent. Die islamische Glaubensgemeinschaft hat sich laut der Publikation in den neunziger Jahren von 2,2 auf 4,3 Prozent nahezu verdoppelt. In Presseberichten war daher die Rede von „leeren Kirchen und vollen Moscheen“. Auch die Zeugen Jehovas, protestantische Freikirchen und christlich-orthodoxe Kirchen konnten laut der Studie zulegen.
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Die Mitgliederzahl der Neuapostolischen Kirche in der Schweiz ist seit mehreren Jahren – wie in anderen westeuropäischen Ländern auch – leicht rückläufig. Laut einer am 20. Juli 2000 in der Kirchenzeitschrift „Unsere Familie“ veröffentlichten Statistik gab es Ende 1999 in der Schweiz 245 Gemeinden mit 35.366 Mitgliedern, die von 2.625 Amtsträgern betreut wurden.
Derzeit gibt es laut den Angaben auf der Internetseite der NAK Schweiz 229 Gemeinden mit 34.795 Mitgliedern. In der vorliegenden Studie wird jedoch von einer deutlich geringeren Zahl ausgegangen. Die eidgenössische Volkszählung im Jahr 2000 ergab für die NAK einen Basiswert von nur 27.781 Mitgliedern (Wohnbevölkerung nach religiöser Zugehörigkeit).
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0,38 Prozent sind neuapostolisch
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Die Studie enthält neben absoluten Zahlen auch interessante und aufschlussreiche Angaben zur Mitgliederstruktur der einzelnen Religionsgruppen. Zwischen 1970 und 2000 ging der Anteil der evangelisch-reformierten Christen an der Gesamtbevölkerung der Schweiz um 13 Prozentpunkte zurück, derjenige der römisch-katholischen um 7,5 Punkte. Auch kleinere Gruppen mussten an Größe einbüßen, insbesondere die Methodistische, Christlichkatholische und Neuapostolische Kirche sowie die jüdische Glaubensgemeinschaft. 1970 betrug der Anteil der neuapostolischen Christen an der gesamtschweizerischen Bevölkerung noch 0,49 Prozent. Bis zum Jahr 2000 sank dieser Wert auf 0,38 Prozent. Die übrigen Gruppierungen haben ihren Anteil laut der Studie hingegen ausbauen können.
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NAK-Mitglieder sind mobil
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Die Neuapostolische Kirche hat in der Deutschschweiz deutlich mehr Mitglieder (0,47 Prozent) als in der französischsprachigen Westschweiz (0,15 Prozent) und im italienischsprachigen Teil des Landes (0,14 Prozent). Mehr als ein Viertel aller Mitglieder wurde im Kanton Zürich geboren (26,4 Prozent gegenüber 11 Prozent für die Gesamtbevölkerung). In Zürich, der größten Stadt des Landes, beträgt der Anteil neuapostolischer Christen rund 0,5 Prozent. Im gesamten Kanton Zürich sind es 0,65 Prozent. In der Stadt Bern liegt der Anteil neuapostolischer Einwohner bei 0,39 Prozent, in Basel bei 0,26 Prozent und in Genf bei 0,13 Prozent.
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Im städtischen Raum hat die NAK in den vergangenen dreißig Jahren an Bedeutung verloren. Unter allen religiösen Gruppen der Schweiz weist sie die größte Anzahl an Mitgliedern auf, die zwischen dem Zeitpunkt ihrer Geburt und dem Jahr 2000 von einer Stadt in eine kleine Gemeinde gezogen sind. Bezüglich der räumlichen Mobilität ihrer Mitglieder liegen die meisten Gruppierungen im Bereich des nationalen Durchschnitts. Die Mitglieder der NAK sind jedoch am mobilsten, wenn man die Wanderungen von der Stadt in eine kleine Gemeinde betrachtet (19,9 Prozent gegenüber 13,3 Prozent insgesamt).
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In der Gesamtstruktur der NAK-Anhängerschaft überwiegen die weiblichen Mitglieder mit einem Anteil von 54,1 Prozent. Gesamtschweizerisch beträgt der Anteil der Frauen an der Bevölkerung rund 51 Prozent. Der Ausländeranteil in der NAK Schweiz liegt bei 3,9 Prozent. 21,0 Prozent der Mitglieder sind jünger als 20 Jahre.
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Geringeres Bildungsniveau
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Der Anteil der Wohnbevölkerung mit einer tertiären Ausbildung (Höhere Fach- und Berufsausbildung sowie höhere Fachschule, Fachhochschule und Universität) hat in den letzten 30 Jahren landesweit grundsätzlich zugenommen. Bei der evangelisch-
reformierten Kirche entspricht der Anteil der Personen mit einer höheren Ausbildung (18,9 Prozent) ungefähr dem schweizer Durchschnitt. Er liegt zwei Prozentpunkte über dem Anteil bei der römisch-katholischen Kirche (16,8 Prozent). Einige Gemeinschaften (Neuapostolische Kirche, Zeugen Jehovas und islamische Gemeinschaft) zeichnen sich jedoch durch einen deutlich niedrigeren Anteil an Mitgliedern mit tertiärer Ausbildung aus, während andere Gruppen – etwa die jüdische Gemeinschaft – einen doppelt so hohen Anteil aufweisen wie der Durchschnitt der schweizer Bevölkerung.
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Soziale Strukturen in der NAK
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Die religiöse Zusammensetzung der Haushalte und der Lebenspartnerschaften gehört im Hinblick auf die Beurteilung der Entwicklung der Religionslandschaft zu den interessantesten demografischen Fakten. Dieser Indikator ist aufschlussreich zur Einschätzung der Frage, inwieweit Glaubensgemeinschaften fähig sind, den inneren Zusammenhalt und die Weitervermittlung ihres Glaubens sicherzustellen, indem sie die religiöse Zusammensetzung der Haushalte beeinflussen. Gruppen mit einem ähnlich hohen Anteil christlich gemischter Paare wie die Mitglieder der protestantischen Kirchen sind Neuapostolische und Methodistische Kirche. Wie in zahlreichen anderen Punkten verlief die Entwicklung der Mitglieder der NAK laut der Studie ähnlich wie diejenige der protestantischen Gemeinschaft, jedoch mit einer noch deutlicheren Zunahme der Partnerschaften mit Mitgliedern anderer Konfessionen. Zwischen 1970 und 2000 hat sich die Zahl der gemischten christlichen Partnerschaften mit Neuapostolischen mehr als verdoppelt.
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35,2 Prozent der NAK-Mitglieder in der Schweiz sind ledig, 50,4 Prozent sind verheiratet, 7,7 Prozent verwitwet und 3,7 Prozent geschieden. Gemessen am Gesamtwert der in einer Partnerschaft lebenden Personen liegt der Anteil endogamer Beziehungen bei 71,3 Prozent. Endogamie bezeichnet eine bevorzugte oder vorgeschriebene Heiratsregelung, bei welcher die beteiligten Personen einer bestimmten Gruppe angehören und nur innerhalb dieser heiraten. Der Anteil der im Konkubinat (in dauerhafter geschlechtlicher Beziehung außerhalb der Ehe) lebenden Personen beträgt bei neuapostolischen Christen 8,9 Prozent. Dieser Wert liegt nahe am gesamtschweizerischen Durchschnitt von 10,6 Prozent. Besonders abweichend sind in diesem Punkt die Angaben der Mitglieder der Zeugen Jehovas (0,7 Prozent) und der evangelikalen Gruppen (1,4 Prozent).
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Die Studie „Religionsgemeinschaften in der Schweiz“ enthält viele weitere Angaben und Analysen. Die Erhebung wurde vom Bundesamt für Statistik (BFS) auf Basis einer Volkszählung aus dem Jahr 2000 bei der Lausanner „Ecole d’ études sociales et pédagogiques“ in Auftrag gegeben. Die Studie ist Ende 2004
als Broschüre erschienen, kann aber auch als PDF-Dokument über die Internetseite des BFS abgerufen werden.
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Jens Joachim, Christian Puffe, 23.12.2004
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Bild zum Thema
Studie „Religionslandschaft in der Schweiz“
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Publikation
Claude Bovay: „Eidgenös-
sische Volkszählung 2000 – Religionslandschaft in der Schweiz“, BFS (Schweizer Bundesamt für Statistik), Neuchâtel 2004, 129 Seiten, ISBN: 3-303-16073-2, Preis: 30,00 Franken (zzgl. MwSt.)
bfs.admin.ch/…
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Download
Die Broschüre kann als
Datei im PDF-Format heruntergeladen werden
bfs.admin.ch/…..(PDF)
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