..GLAUBE • KIRCHE • GESELLSCHAFT • KULTUR
Heute ist  .
.
03.01.2003
Den Worten auch Taten folgen lassen
.
Gegenüber naktuell.de beantwortete Peter Schärer, Sprecher der Initiative Regenbogen-NAK, unterstützt von Claudia Cornelia Clauss,
als Mitglied des Kernteams zuständig für den Bereich Transsexualität,
einige Fragen zu den Erfahrungen und den Zielen der Gruppe.
.
naktuell.de: Wie wurde die Nachricht vom Gesprächsangebot der Kirchenleitung innerhalb der Regenbogen-NAK aufgenommen, wie sind eure Erwartungen an eventuelle Gespräche?
.
Regenbogen-NAK: "Wir haben uns alle über diese Nachricht gefreut, wir nehmen sie als ein Zeichen der Anerkennung. Anerkennung dafür, dass wir uns seit längerer Zeit konsequent, aber immer sachlich, unpolemisch und konstruktiv für unsere Anliegen einsetzen. Wir erwarten von den in Aussicht gestellten Gesprächen in erster Linie nicht nur nette Worte, sondern konkrete Fortschritte."
.
naktuell.de: Welche Anliegen sollten aus eurer Sicht bei künftigen Gesprächen auf offizieller Ebene zuerst oder am dringlichsten angesprochen werden?
.
Regenbogen-NAK: "Zunächst wollen wir weiterfahren mit der Aufklärungsarbeit. Es ist von fundamentaler Bedeutung, dass sich im Kreise der Amtsträger die Erkenntnis durchsetzt, dass Homo- und Transsexualität keine krankhaften, abartigen Neigungen sind, die es zu bekämpfen gilt, eine Auffassung, die in unterschiedlicher Ausprägung durchaus noch anzutreffen ist, sondern eine den Menschen gegebene Veranlagung, welche diese Menschen in ihrer übrigen Persönlichkeit nicht beeinträchtigt und schon gar nicht zu schlechteren, inhärent sündigen Menschen macht.
.
Aufbauend auf dieser Grunderkenntnis wollen wir darauf hinwirken, dass die unsägliche und für die praktische Seelsorge untaugliche Formulierung der Hausregeln fallen gelassen wird. Die vorliegende Form ist eine Verletzung der Würde gleichgeschlechtlich orientierter und transidenter Menschen und ist überdies vollkommen ungeeignet, Menschen, die mit solchen Anliegen an ihre Amtsträger herantreten, seelsorgerisch beizustehen. Im weiteren wünschen wir uns, Platz in den Publikationen der Kirche, namentlich der 'Unsere Familie' zu finden."
.
Kluft zwischen Theorie und Praxis
.
naktuell.de: Wie sind eure Erfahrungen aus früheren Kontakten mit der Kirche, welchen Eindruck hatte insbesondere das Gespräch mit der Delegation der NAK-Projektgruppe "Gegenwartsfragen" vom 28. Februar 2002 bei euch hinterlassen?
.
Regenbogen-NAK: "Unsere Erfahrungen sind gemischt. Einerseits sind wir bei den bisherigen Kontakten nie auf offene Ablehnung gestoßen. Hingegen hat es doch über ein Jahr gedauert, bis wir auch nur eine Antwort auf unsere erste Anfrage an die Projektgruppe Gegenwartsfragen erhielten. Wir stellen fest, dass ein gewisses Maß an Verständnis, aber andererseits auch ein nicht geringeres Maß an Kleinmütigkeit vorhanden ist. Verständnis für die schwierige Lage, in der sich viele von uns befinden, wird oft zum Ausdruck gebracht, aber der Wunsch nach konkreten Schritten zur Verbesserung dieser Lage scheint die Verantwortlichen in beträchtliche Nöte zu bringen. Wenn es um konkrete Dinge geht, wie zum Beispiel die in den Hausregeln enthaltene Aufforderung zur Enthaltsamkeit, ist man oft nicht mehr so schnell bereit etwas dazu zu sagen."
.
naktuell.de: Wie sind eure Erfahrungen in der Praxis, also im kirchlichen Leben?
.
Regenbogen-NAK: "Generell stellen wir fest, dass sehr viele Geschwister und wahrscheinlich die meisten Amtsträger keine Vorstellungen davon haben, wie man als homosexueller und schon gar nicht wie man als transsexueller Mensch lebt. Oder aber diese Vorstellungen sind geprägt von den gängigen Klischees und haben mit dem realen Leben von Schwulen, Lesben und Transsexuellen wenig gemeinsam. Manchmal wird noch schnell eine Phrase über Enthaltsamkeit fallen gelassen. Bei Nachfragen heisst es dann zuweilen, Sex sei ja nicht das wichtigste im Leben. Die Tatsache, dass sie ja selber alle nicht enthaltsam leben, ist dann schnell vergessen.
.
Auf der anderen Seite stellen wir aber auch fest, dass sehr viele Geschwister in den Gemeinden sehr wohl bereit sind, schwule, lesbische und auch transidente Geschwister anzunehmen. Wir kennen mehrere Fälle wo gleichgeschlechtliche Paare in den Gemeinden total integriert und gern gesehene Mitglieder der Gemeinschaft sind.
Es gibt auch Amtsträger, welche die offizielle Empfehlung der lebenslangen Enthaltsamkeit nicht weitergeben mögen, insbesondere dann nicht, wenn sie beispielsweise einen Hausbesuch bei einem schwulen oder lesbischen Paar machen. Welcher feinfühlige Seelsorger möchte denn in einer solchen Situation die offensichtlich glücklich miteinander lebenden Partner dazu auffordern, diese Beziehung aufzulösen.
.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es eine Kluft zwischen Theorie und Praxis, zwischen offizieller Kirche und inoffiziellem Gemeindeleben gibt. In der Theorie wird pauschal abqualifiziert, gerade durch die Hausregeln. In der Praxis, wo es um konkrete Menschen geht, ist der Umgang oft toleranter, allerdings nur solange,
als sich diese Toleranz quasi unauffällig umsetzen lässt. Wenn es darum geht auch öffentlich Aufgeschlossenheit und Verständnis and den Tag zu legen, zieht man sich dann gerne wieder auf das 'sicherere Territorium' der Hausregeln zurück. Dort ist dieser Zwiespalt ja auch schon begründet, denn man kann nicht Ausgrenzung und Verurteilung von homosexuellen Geschwistern ablehnen und zugleich sämtliche realen Partnerschaften, welche diese Geschwister eingehen können, grundsätzlich negativ beurteilen."
.
naktuell.de: Welche Themen stehen beim nächsten Treffen der Regenbogen-NAK
(24. bis 26. Januar 2003) auf der Tagesordnung?
.
Regenbogen-NAK: "Wir sind dabei, unsere Broschüre für die Amtsträger zu vervollständigen, insbesondere soll die Thematik der Transsexualität darin Eingang finden. Wir werden uns darüber unterhalten, wie diese Broschüre am besten unter die Leute zu bringen ist. Wir werden aber sicher auch über künftige Treffen mit dem 'Gremium für besondere Angelegenheiten' diskutieren."
.
Stellungnahmen: Peter Schärer, Regenbogen-NAK
Stand: 03.01.2003
.
Lesen Sie weiter:
Gesprächsangebot für Regenbogen-NAK
.
NAKtuell ist eine private Website und kein offizielles Angebot der Neuapostolischen Kirche. Distanzierungserklärung: Für Inhalte fremder Internetseiten,
die über Hyperlinks erreichbar sind, wird keine Haftung übernommen. Alle Informationen verstehen sich ohne Gewähr. Bitte beachten Sie die Hinweise
und Nutzungsregeln im Impressum. ViSdP: Christian Puffe, E-Mail: redaktion@naktuell.de. Änderungen vorbehalten. © naktuell.de 2003 | Seitenanfang