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Heute ist  .
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20.02.2004
Miteinander kommunizieren will gelernt sein
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Seminare für neuapostolische Christen, in denen Aspekte der Lebenshilfe, Seelsorge, Kommunikation und Konfliktlösung im kirchlichen Umfeld behandelt werden?! „Viele waren erstaunt, dass es so etwas in unserer Kirche gibt“, weiß Rainer Ballnus
zu berichten. „Dann habe ich natürlich gesagt: Nein, das ist eine private Initiative. Es ist noch eine Neuheit, dass neuapostolische Geschwister ein Seminar machen, wo man offen aber unbedingt wertschätzend über Konflikte spricht.“
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Der 59-jährige Fachmann arbeitet im psychologischen Dienst der Polizei und betätigt sich nebenberuflich als Autor von Ratgeberliteratur. In seinen Büchern, aber auch in Schulungen in der freien Wirtschaft, gibt er seine Erfahrungen und Kenntnisse im Bereich Kommunikation und Konfliktbewältigung an andere Menschen weiter. „Die Bücher sind so konzipiert, dass jeder, der an sich und an dem Umgang mit anderen arbeiten möchte, etwas mitnehmen kann“, ist Rainer Ballnus überzeugt. „In dem Buch ‚Konflikte regeln‘ geht es darum, dass es immer noch Menschen gibt, die sich in Konflikten hilflos fühlen. Gerade bei Konflikten ist es wichtig, sich einmal selbst auf den Prüfstand zu stellen und zu sagen: Wie verhalte ich mich, und wie sehen das andere. (...) In dem Buch ‚Wenn die Seele weint‘ geht es um Seelsorge, um die Begleitung von Menschen in Seelennot.“
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„Dienen und Führen“ mit Leben erfüllen
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In jüngster Zeit sammelte Rainer Ballnus auch Erfahrungen mit der Durchführung von Seminaren, die sich speziell an neuapostolische Christen und Seelsorger wenden und inhaltlich an den Grundsätzen des Leitbildes „Dienen und Führen in der Neuapostolischen Kirche“ orientiert sind. Im Jahr 2002 wirkte er als Fachberater in einer Arbeitsgruppe zum Thema „Dienen und Führen“ in der Gebietskirche Hamburg mit. Das Gremium hatte zur Aufgabe, Teilaspekte aus dem Leitbild näher zu beleuchten und Konzeptvorschläge für eine weitere Umsetzung zu erarbeiten. Nach einem persönlichen Resümee musste er jedoch feststellen, dass die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe nur unzulänglich in die Praxis umgesetzt wurden.
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Über seine Beweggründe, nun selbst die Initiative zu ergreifen und weiterführende Seminare im neuapostolischen Umfeld anzubieten, sagt Rainer Ballnus: „Das Leitbild ‚Dienen und Führen‘ ist ein herausragendes Ganzes. Das kann jeder Mensch, der in Jesu Gesinnung arbeiten will, unterschreiben.
Es muss nur mit Leben erfüllt werden. Die Arbeitsgruppe war ein guter Ansatz. Wenn sie es aber im Augenblick nicht schafft, für eine Gesamtumsetzung zu sorgen, mit den Maßnahmen,
die möglich sind, dann ist vielleicht ein Weg der kleinen Schritte möglich, um mitzuhelfen, dass dieses wirklich hehre Leitbild konkret mit Leben erfüllt werden kann.“
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„Etwas, das der neuapostolischen Welt gut tut“
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Seine Eindrücke aus den bereits stattgefundenen Seminaren mit Glaubensgeschwistern fasst Rainer Ballnus im Gespräch mit naktuell.de so zusammen: „Die Teilnehmer waren angetan, dass es möglich wurde, einmal offen aber auch wertschätzend über Konflikte zu sprechen. Es wurde nicht darüber hergezogen, was man in manchen Runden ja auch erlebt, sondern konkret an einem Fall gearbeitet und gefragt: Welche Anteile habe ich? Was kann ich tun, damit es beim nächsten Mal diesen Konflikt nicht mehr gibt oder nicht in dieser Ausprägung.“
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Sowohl von Lesern seiner Bücher aus neuapostolischen Kreisen als auch von Seminarteilnehmern habe er eine überaus große Resonanz verspürt. „Die Berichte der Geschwister sind für mich die Aufforderung, da weiterzumachen. Es ist eine schöne Aufgabe, das Miteinander zu verschönern. (...) Ich persönlich glaube, dass viele neuapostolische Christen, auch Amtsträger, daran interessiert sind, für sich etwas zu erlernen, über Sorgen und Nöte zu sprechen und damit umzugehen. Das ist etwas, was der neuapostolischen Welt gut tut.“ In Zukunft möchte er sein Engagement auf diesem Gebiet gerne noch weiter verstärken. Rainer Ballnus: „Ich habe meinem Bezirksapostel gesagt: Ich würde alles andere aufgeben – ich gebe ja auch Seminare in der freien Wirtschaft – und zu Gunsten der neuapostolischen Welt einfach mitgestalten wollen. Weil ich erlebt habe, was das für eine wunderbare Arbeit ist, hätte ich auch wirklich Lust dazu.“
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Ausführliches Hintergrundgespräch
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In einem Interview mit naktuell.de sprach Rainer Ballnus über weitere Aspekte der Seelsorge und Kommunikationspflege im kirchlichen Bereich, unter besonderer Berücksichtigung neuapostolischer Erfahrungswelten. Die ausgeprägte Hierarchie in der Organisationsstruktur der Neuapostolischen Kirche schaffe besondere Schwierigkeiten im Kommunikationsbereich, lautet eine seiner Beobachtungen. Rainer Ballnus: „Wenn dann im Brüderkreis Konflikte hochkommen (so wurde mir immer wieder berichtet), dann ist eine Konfliktlösung deshalb sehr erschwert, weil die niedere Amtsstufe sich nicht traut, aus dem Glaubensgehorsam heraus, offen ihre Befindlichkeiten und Bedürfnisse anzusprechen. (...) Manch einer murrt, hat aber keine Werkzeuge, um angemessen und menschenfreundlich mit seinem Amtsbruder zu sprechen. Dann entsteht ein ‚Gepolter‘ und es kommt zu Verletzungen. Das ist ein besonderer Umstand in unserer Kirche, der aufgebrochen werden muss.“
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Über die Seelsorge und das Zusammenleben in den Gemeinden sagt Rainer Ballnus: „Der neuapostolische Leser möge erkennen, dass die seelsorgerischen Mittel, die wir in unserer Kirche parat haben (...) in jedem Fall erhalten bleiben und sogar gestärkt werden. Dann gibt es aber noch eine ganz menschenfreundliche Verhaltensweise, wo die Gesinnung Jesu offenbar wird, nämlich Wertschätzung. Wenn wir alle nach dem Gebot ‚Liebe Gott über alles und deinen Nächsten wie dich selbst‘ handeln würden, bräuchten wir keine Anleitung. Aber wir fallen oft in andere Verhaltensweisen zurück. In meinem Buch wird zum Ausdruck gebracht, was Wertschätzung im Umgang miteinander bedeutet.“ Im Gespräch mit naktuell.de skizziert er außerdem Beispiele einer begleitenden Seelsorge, die den Einzelnen wirklich erreicht.
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Am Schluss des Interviews berichtet der Autor schließlich über langwierige Anstrengungen, eine auf neuapostolische Befindlichkeiten zugeschnittene Version des Buches „Konflikte regeln mit Kopf und Herz“ im kircheneigenen Verlag zu veröffentlichen. Rainer Ballnus: „Ich habe das Manuskript dem Friedrich Bischoff Verlag angeboten und auch erlebt, dass die Inhalte akzeptiert wurden. Ich habe es sogar schriftlich, dass man interessiert war, das Buch zu verlegen. Die Endabstimmung der Verantwortlichen hat aber dazu geführt, dass Ratgeber diesen Stils noch nicht in das Verlagsprogramm hineingehören. (...) Ich sprach dann mit einem verantwortlichen Mitarbeiter des Verlages, der mir sagte: Bruder Ballnus, das kann in zwei, drei Jahren ganz anders aussehen ...“
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Lesen Sie weiter:
Das Gegenteil von gut ist „gut gemeint“
Interview mit Rainer Ballnus über Lebenshilfe, Seelsorge
und Kommunikationspflege im kirchlichen Bereich
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Christian Puffe, 20.02.2004
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Bild zum Thema
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Rainer Ballnus bei einem Seminar im Februar 2004,
an dem ausschließlich
Glaubensgeschwister der NAK teilnahmen.
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Zur Person
Rainer Ballnus, Jahrgang 1944, neuapostolisch, verheiratet, 3 Kinder, Kriminalist bei der Landes-
polizei Schleswig-Holstein, Diplom-Verwaltungswirt (FH). Lehrauftrag an der Verwaltungsfachhochschule SH im Fachbereich Konflikt-
management. Krisenkom-
munikation für polizeiliche Extremlagen, Berater des Polizeiführers bei Geisel-
nahmen, Entführungen und
Erpressungen. Lehrtrainer für psychologische Verhaltenstrainings, Autor von Sachbüchern und Unterhaltungsliteratur.
ballnus.org
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Literatur
Rainer Ballnus: „Konflikte regeln mit Kopf und Herz“ –
Erfolgreich streiten will gelernt sein. Strategien zur Erweiterung des Erfahrungs-
schatzes für jedermann,
z. B. am Arbeitsplatz, in der Familie, im Freundeskreis oder in einer verant-
wortungsvollen Position.
Verlag Nordenmedia,
Dezember 2002, 160 Seiten, ISBN 3-935347-14-6,
Preis: 12,50 Euro.
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Rainer Ballnus: „Wenn die Seele weint ...“ –
Sich um den anderen sorgen, kümmern. Ein Wegbegleiter für Seelsorger, Angehörige, Tatchristen, die die Not ihres Nächsten lindern möchten.
Verlag Nordenmedia,
März 2003, 177 Seiten,
ISBN 3-935347-15-4,
Preis: 13,50 Euro.
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Nähere Informationen zu
dem Autor, seinen Büchern und Seminarangeboten sowie Kontaktmöglichkeiten finden Sie auf der Homepage von Rainer Ballnus:
ballnus.org
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