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Heute ist  .
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04.10.2002
Nicht missionieren, sondern informieren
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Zum dritten Mal in Folge gehört die Neuapostolische Kirche Österreich zu den Ausstellern der Kirchen-Fachmesse GLORIA in Dornbirn (Vorarlberg). Hirte Reinhard Obkircher, Vorsteher der neuapostolischen Gemeinde Dornbirn, ist verantwortlicher Mitorganisator
des Messe-Auftritts. In einem telefonischen Interview gab er Auskunft zu den Ambitionen der Kirche, zu organisatorischen Fragen, zum Rahmenprogramm der Messe und zu Erfahrungen aus den Beteiligungen vergangener Jahre.
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NAKtuell.de: Eine Kirchenmesse, was kann man sich als potentieller Besucher darunter vorstellen? Was gibt es dort zu sehen?
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R. Obkircher: "Von der ganz allgemeinen Seite: Es ist gedacht als eine Plattform, wo sich die Kirchen präsentieren. In diesem Jahr zum Beispiel sind es 40 christliche Institutionen, wobei es in Vorarlberg vier staatlich anerkannte Kirchen gibt: Das ist die große katholische Kirche, dann die evangelische, die altkatholische Kirche und wir. Da die katholische Kirche sehr stark zersplittet ist, kommen noch all die Klöster, der Bibelverband usw. hinzu, die separat vertreten sind.
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Es sind etwa 200 Aussteller da. Von Altären, Büchern, Computersoftware, Glaskunst bis hin zu Teleskopstangen zum Fensterputzen wird alles ausgestellt, was von den Kirchen irgendwie gebraucht wird. Die Messe verteilt sich auf insgesamt vier Hallen, in einer davon sind mehr oder weniger nur die Kirchen vertreten."
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"Wir haben Zeit für Sie"
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NAKtuell.de: Die NAK nimmt in diesem Jahr bereits zum dritten Mal an der Messe teil. Was erwartet den Besucher am Stand der Neuapostolischen Kirche?
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R. Obkircher: "Wir haben jedes Jahr andere Schwerpunkte. Diesmal haben wir so eine Art Kaffeehaus, unter dem Motto: 'Wir haben Zeit für Sie'. Das haben wir uns zum Ziel gesetzt, daher die Kaffeehaus-Atmosphäre mit Tischen und Stühlen. Die Bewirtung hat sich im letzten Jahr schon als sehr gut erwiesen. Wir haben insgesamt 400 Kilogramm Äpfel verteilt. Wir haben auch einen Watercooler am Stand, der für jedermann zugänglich ist und sehr stark frequentiert wurde. Und heuer bringen wir natürlich einen Kaffee daher, damit das Kaffeehaus auch seinen Namen behält.
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Es gibt auch eine Powerpoint-Präsentation über unsere Kirche, über die Inhalte der Hausregeln. Es gibt eine große Wand mit Kurzinformationen: Wieviele Mitglieder, welche Sakramente usw., so dass der Besucher erst einmal vermehrt mit Schlagworten aufmerksam gemacht werden soll, und erst in weiterer Folge dann die Möglichkeit geboten wird, miteinander ins Gespräch zu kommen."
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NAKtuell.de: Welche Besucher wird man auf der Messe antreffen?
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R. Obkircher: "Am Donnerstag findet die Messe-Eröffnung im eher internen Rahmen statt. Am Freitag und Samstag ändert sich das Bild. Dann nimmt das Publikum zu, es kommen vor allem Pensionisten und ältere Beobachter. Die verschiedenen Aktionen und Veranstaltungen auf der GLORIA-Bühne bringen natürlich auch wieder Leute mit an Bord. Das ruft mehr oder weniger Interesse hervor, je nachdem.  Im letzten Jahr gab es einen Vortrag unter dem Titel: 'Wohin geht mein Spendenschilling?' - Da waren nur knapp 15 oder 20 Leute da.
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Wir bieten in diesem Jahr zum ersten Mal einen Kinderhort an. Die Kinder werden ab Freitagmittag bei uns betreut, weil dann auch viele Eltern kommen. Jedoch ist der Aufwand nicht sehr groß, da doch eher das reifere Publikum da ist. Deswegen ja auch der Versuch der Messeleitung, mit einem Jugendchor-Workshop einen Impuls zu geben, um etwas mehr die Jugend anzuziehen."
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NAKtuell.de: Welche Ziele verfolgt die NAK mit ihrer Beteiligung an der Kirchenmesse?
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R. Obkircher: "Es geht rein um das Thema Öffentlichkeit. Wir werden da und dort im Fernsehen gezeigt, geben einzelne Interviews. Es geht darum, die Kirche öffentlich zu präsentieren. Die Messe ist eine einzigartige Plattform."
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NAKtuell.de: Das neuapostolische Verlagsunternehmen Friedrich Bischoff stellt erstmals auf der Messe aus. Wird es einen gemeinsam genutzten Stand geben?
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R. Obkircher: "Wir haben im ersten Jahr auch Verlagsprodukte mit angeboten, nicht in verkäuferischer Hinsicht, sondern als Präsentation. In diesem Jahr ist der Verlag selber auf der Messe, auf einem separaten Stand. Das ist die rein kommerzielle Seite. Der Stand ist zwar sehr in der Nähe von uns. Wir selbst wollen uns aber wirklich nur rein kirchlich präsentieren."
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"Euer Messestand, der gefällt uns"
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NAKtuell.de: Welche Erfahrungen haben Sie mit den Messe-Auftritten der vergangenen Jahre gemacht? Waren Sie mit der Resonanz seitens der Besucher zufrieden?
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R. Obkircher: "Zufriedenheit ist ein relativer Begriff. Im ersten Jahr haben wir nur einen Beobachterstatus eingenommen. Wir waren mit einem kleinen Stand präsent und fragten uns: Was wird hier werden? Ist das der richtige Ort oder nicht? Ehrlich gesagt: Wir klebten zu sehr am Stand und sind viel zu wenig hinausgegangen. Das war im letzten Jahr schon wesentlich besser und wird heuer noch besser sein.
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Es kommt natürlich auch auf den Standort an. Wir waren im ersten Jahr unter 'ferner liefen' mit dabei. Im dritten Jahr haben wir nun einen Stand ganz vorne, an dem jedermann vorbei muss, wenn er kommt und wieder geht. Das ist schonmal etwas ganz wichtiges. Wir verteilen dort unsere Broschüren. Es ist ganz einfach Resonanz vorhanden, die auch merkbar zunimmt. Ich denke dass sich das noch ein bisschen vertiefen wird. Es hat sicher dazu beigetragen, dass es offener wird. Im letzten Jahr haben wir von den anderen Messe-Ausstellern gewissermassen einen stillen Applaus bekommen: Euer Messestand, der gefällt uns."
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NAKtuell.de: Die NAK war von Anfang an mit dabei. Wer gab damals den Anstoß zur Teilnahme, gab es eine Einladung vom Veranstalter?
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R. Obkircher: "Die Messeleitung hat unsere Kirche angesprochen, sie hat sich in erster Linie an die Kirchen vor Ort gewandt. Als Vorsteher der Gemeinde Dornbirn habe ich diese Einladung erhalten und sie an die Verwaltung weitergegeben. Da war zunächst die Frage: Wir auf einer Messe? 'Eher nein'. Als Impuls kam dann hinzu, dass die erste Messe als Plattform gedacht war, um sich zu präsentieren. Auf Grund dessen habe ich mit unserem Öffentlichkeitsbeauftragten in Wien ein sehr ausführliches Gespräch geführt. Dann kam das 'okay' vom Bezirksapostel. Es wurde eine bestimmte Summe Geld bereitgestellt und das war eigentlich unser Start.
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Ich muss hinzufügen: Wir müssen aufpassen, dass wir unseren Weg der Ökumene nicht verlassen. Es sind natürlich auch Kräfte da, die einen ökumenischen Gottesdienst, die interkulturelle Zusammenkünfte machen wollen."
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NAKtuell.de: Gegen einen ökumenischen Gottesdienst in einem geeigneten Rahmen und auf Basis gemeinsamer, christlicher Grundsätze wäre doch eigentlich nichts einzuwenden?
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R. Obkircher: "Wir sagen momentan noch nein. Um es ganz ehrlich zu nehmen: Beim Glaubensbekenntnis hätten wir Probleme. Wir können miteinander beten, miteinander singen, Zitate aus der Bibel vorlesen, aber beim Glaubensbekenntnis wirds schwierig. Und es kommt darauf an, wie gefestigt eine Kirche ist."
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"Wir planen bereits für 2003"
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NAKtuell.de: Die NAK zeichnet sich in diesem Jahr für einen Jugendchor-Workshop innerhalb des Rahmenprogramms der Messe verantwortlich. Wie kam es zu diesem besonderen Engagement? Wer hatte die Idee, was ist geplant?
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R. Obkircher: "Die Idee kam von der Messeleitung. Leider hat sich dieser Jugendchor nicht im interkulturellen Bereich gesammelt. Er ist momentan noch rein NAK-lastig, was eigentlich nicht das Ziel war. Von den erwarteten 100 Teilnehmern haben sich nur 30 gemeldet. Es war ursprünglich auch ein Dirigent von der katholischen Kirche im Rennen. Älteste Lack aus Nordrhein-Westfalen wird das Ganze nun leiten. Es wird ein Abschlußkonzert und täglich Messeauftritte geben, so ist es mit der Messeleitung vereinbart. Die Proben finden in unserer Kirche in Dornbirn statt. Wer möchte kann dort gerne vorbeikommen. Zum Abschluß wird ein Jugendgottesdienst durchgeführt, allerdings nicht im ökumenischen Stil."
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NAKtuell.de: Ist geplant, die Beteiligung der NAK an der Kirchenmesse künftig auch auf andere Veranstaltungen auszuweiten? Schließlich finden im Rahmenprogramm auch Diskussionen statt, zu verschiedenen Themen und mit Vertretern unterschiedlicher Konfessionen.
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R. Obkircher: "Wir wollten eigentlich heuer schon mit dabei sein. Als ich dann die Themen von dem verantwortlichen Herrn bekommen habe, waren die Referenten schon ausgesucht. Wir planen jetzt bereits die Messe für das Jahr 2003 und würden auch gerne einmal einen Talk veranstalten. Wir wollen versuchen, ein Thema zu finden, das allgemeines Interesse weckt. Im letzten Jahr hatte der Apostel einen Vortrag gehalten, wir hatten die Bühne eine Stunde für uns. Das hat schon Bewegung gebracht, denn die Messe wunderte sich, dass es uns möglich war, den ganzen Saal mit 400 Personen zu füllen.
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Aber ich denke, dass man vermehrt alle vier Konfessionen auf die Bühne bringen müsste, um dem Besucher die 'gemeinsamen Gegensätze' zu zeigen. Die Talkrunden werden von der Messe veranstaltet. Es gibt einen so genannten Messebeirat. Das wäre eigentlich der Ort, wo man sich einbringen könnte, nur haben wir dort noch keinen Zutritt erlangt."
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"Das Hauptziel ist Information"
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NAKtuell.de: Wie gestaltet sich der Kontakt zu den Veranstaltern der Messe und zu anderen Ausstellern? Wie waren die Reaktionen von anderen Kirchen, kamen Gespräche zustande?
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R. Obkircher: "Ein lustiges Detail am Rande: Wir hatten im letzten Jahr einen Sekt-Empfang vorgesehen. Leider wurde er missverständlich interpretiert als 'Sekten-Empfang'. Da sind wir nun etwas vorsichtiger bei der Auswahl der Getränke.
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Davon abgesehen sind die Kontakte untereinander sehr gut. Wir hatten im letzten Jahr einen Ältesten aus Süddeutschland an Bord, der sich sehr intensiv um die Kontakte zu anderen Kirchen bemüht und auch entsprechende Resonanz gefunden hat. Leider ist er inzwischen in die Ewigkeit gegangen. Wir waren eigentlich sehr gut vertreten und haben Impulse erhalten, die wir im Vorfeld nicht erwartet hatten.
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Der begonnene Weg einer sich öffnenden Kirche kann nur der richtige sein. Sonst wird man einfach abgestempelt und muss anfangen zu erklären, dass wir eigentlich ganz normale Leute sind. Das muss absolut nicht sein, dagegen laufen wir Sturm.
Mit dieser Arbeit dürfen wir nicht aufhören, sondern müssen sie intensiv fortsetzen.
Das Wesentliche unserer Arbeit auf der Messe ist: Es soll dort informiert und nicht missioniert werden. Darauf lege ich Wert. Wir wollen die Besucher nicht bekehren, sondern sie informieren. Wenn ein Gespräch geführt werden kann, dann sagen wir sicher nicht 'nein' dazu. Aber das Hauptziel ist Information."
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NAKtuell.de: Eine Kirchenmesse wäre sicher kein Ort, um eigene Mission zu betreiben. Ein gemeinsames Ziel der Kirchen könnte statt dessen sein, die Menschen mit Gott bekannt zu machen, eine Verbindung zu ihm zu schaffen. Ist nicht jede Form der Hinwendung zu Gott, unabhängig von der Konfession, für sich genommen positiv und wichtig?
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R. Obkircher: "Das ist entscheidend richtig. Es ist wichtig, dass man die Menschen dabei begleitet und unterstützt und ihnen das Gefühl gibt: Wir sind nicht gegen sie, sondern mit ihnen. Die Wege sind ein bisschen unterschiedlich, aber die kann sich ja jeder bekanntlich auswählen. Wir wollen mithelfen, dass die Möglichkeit gegeben ist, einen Weg zu finden und eine Orientierungshilfe anbieten."
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Stand: 04.10.2002
Das Gespräch führte: Christian Puffe, E-Mail: redaktion@naktuell.de
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Zum Kaffeeplausch auf die Kirchenmesse
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