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Heute ist  .
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10.01.2003
Versöhnung unter den Apostolischen schaffen
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Die Apostolische Gemeinde des Saarlandes e.V. (AGdS) will ihre Kontakte zur Neuapostolischen Kirche auf regionaler Ebene intensivieren. Apostel Friedhelm Gräßer, der Leiter der AGdS, sagte in einem Gespräch mit naktuell.de, dass er nach einem Beschluss des neu gewählten Vorstands der AGdS Stammapostel Richard Fehr gebeten habe, mit Vertretern der Gebietskirche Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland "bilaterale Gespräche auf der Basis der Konzilsvereinbarungen vom September 2000" aufzunehmen. Er wolle dazu beitragen, dass das Ziel des Stammapostels, "Versöhnung unter den Apostolischen zu schaffen", erreicht werde.
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Ende September vergangenen Jahres hatte Apostel Gräßer als Leiter der AGdS an der feierlichen Eröffnung des neuen Verwaltungsgebäudes der Neuapostolischen Kirche International (NAKI) in Zürich teilgenommen. Er sprach dort nach eigenen Angaben ein Grußwort. Am Rande der Feierlichkeiten habe er dem Stammapostel vorgeschlagen, unabhängig von den Arbeitstreffen mit den anderen apostolischen Gemeinschaften in Europa, direkte Gespräche mit dem für das Saarland zuständigen Bezirksapostel Hagen Wend und Apostel Gert Opdenplatz zu führen. Diesen Vorschlag habe der Stammapostel unterstützt und zugleich gebeten, auch Bezirksapostel Wilfried Klingler (Hannover), der Vorsitzender des "Gremiums für besondere Angelegenheiten" ist, über das Vorhaben zu informieren. Das Gremium, dem auch Bezirksapostel Wend und Apostel Opdenplatz angehören, vertritt die NAK bei den Arbeitstreffen mit den anderen apostolischen Gemeinschaften.
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Treffen im Saarland 1995
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Bereits am 28. Oktober 1995, so berichtete Apostel Gräßer im Gespräch mit naktuell.de, hätten sich im Saarland der Stammapostel und der damals zuständige Bezirksapostel Klaus Saur (Karlsruhe) mit Vertretern der AGdS getroffen. Vereinbarungsgemäß habe dann am 24. Februar 1996 in Saarbrücken ein Gespräch mit dem wenige Wochen zuvor neu ordinierten Bezirksapostel Wend und dem damals noch amtierenden Apostel Günther Beck stattgefunden. Bis in das Jahr 1999 hinein habe es dann weitere Gespräche auf dieser Ebene gegeben.
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Gräßer: "Damals schon war die AGdS der Auffassung, dass es nicht nur wichtig ist, divergierende Lehraussagen der Gegenwart zu behandeln, sondern auch die auf die Gesamtchristenheit zukommenden Probleme anzusprechen". In den Gesprächen habe man Fragen zur "Botschaft von Stammapostel Johann Gottfried Bischoff" (1871-1960), über das Stammapostelamt sowie über die Offenbarung des Johannes erörtert. Es sei vereinbart worden, sich gegenseitig die jeweiligen Informationsschriften ("Unsere Familie" und "Wahrheit") zuzusenden und dass die AGdS die Gesangbücher der NAK übernimmt, was bereits geschehen sei. 
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Bei dem Konzil Anfang September 2000 und dem darauf folgenden Arbeitstreffen im Mai 2001 in Zürich zeigte sich dann deutlich, dass die AGdS in der Frage der Trinität Gottes von der Haltung der anderen Teilnehmer abwich. Trotz der unterschiedlichen Auffassungen wurde dennoch zum Abschluss des Treffens im Mai 2001 einvernehmlich beschlossen, den Dialog fortzusetzen und dabei Unterschiede in Lehrfragen zu respektieren. Apostel Ortwin Schmidt, der als Leiter der AGdS Anfang Dezember 2001 in den Ruhestand trat und von Friedhelm Gräßer abgelöst wurde, hatte nach dem zweiten Treffen moniert, dass seine Einwände zur Trinitätslehre bei den Gesprächen nicht behandelt worden seien. Die Mehrheit der Konzilsteilnehmer sei offenbar "an der Erörterung der Zweifelsfragen" nicht interessiert gewesen, hatte Schmidt in der Vierteljahresschrift "Wahrheit" geschrieben. Daraufhin beschloss die AGdS, die Mitarbeit an den Arbeitstreffen zu suspendieren  (siehe naktuell.de Artikel vom Dezember 2001). Zugleich wurde aber betont, man wolle die Kontakte zur NAK und insbesondere zu Stammapostel Fehr aufrecht erhalten.
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"Wollten den Frieden nicht stören"
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Über die Entscheidung, sich vorerst nicht mehr an den Arbeitstreffen mit der NAK und den anderen apostolischen Gemeinschaften in Europa zu beteiligen, sagte Gräßer jetzt im Gespräch mit naktuell.de, man habe "den Frieden zwischen den anderen apostolischen Gemeinschaften nicht stören wollen".
Die weiteren geplanten Arbeitstreffen sollten nicht an den kontrovers-theologischen Ausfassungen der AGdS - insbesondere zur Trinitätslehre und der Frage, ob die Bibel vollumfänglich Gottes Wort ist - scheitern.
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Dass das geplante Arbeitstreffen von Delegationen apostolischer Gemeinschaften im September 2002 nicht stattfand, habe ihn nicht verwundert, sagte Gräßer. Die Apostel der Vereinigung Apostolischer Gemeinden (VAG) hätten schon sehr früh gewusst, dass sie sich am Tag des geplanten Treffens zu einer internationalen Apostelkonferenz in Australien aufhalten würden und somit nicht in Frankfurt sein könnten. Über die Apostel der VAG sagte Gräßer in Hinblick auf entsprechende Erfahrungen der AGdS, diese seien "ungewisse Partner", die ihre Zusagen nicht einhielten und "für ökumenische Aktivitäten nicht tauglich" seien. Ob sich die NAK mit ihnen etwa über das Sakramentsverständnis einigen könne, bezweifele er.
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"Gemeinsamkeiten ausleben"
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Nach seinen Vorstellungen sollten nun im Saarland zunächst einmal Gespräche geführt werden, um - entsprechend den Vorstellungen des Stammapostels - die Vergangenheit aufzuarbeiten. Dabei sollte Gräßer zufolge jedoch die "Botschaft von Stammapostel Bischoff", der Herr werde noch zu seinen Lebzeiten wiederkommen, "nicht mehr vertiefend betrachtet werden". Vielmehr sollten die Gedanken und Absichten der Albury-Apostel sowie die gemeinsame Bibelarbeit im Mittelpunkt der Gespräche stehen. Außerdem könne er sich vorstellen, dass direkte Kontakte zwischen den neuapostolischen und den Gemeinden der AGdS ermöglicht werden, um sich näher kennenzulernen und Vorbehalte abzubauen. So könnte man sich etwa gegenseitig zu musikalischen Veranstaltungen oder Gemeindefesten einladen. "Gemeinsamkeiten und das menschliche Miteinander sollten ausgelebt werden", sagte Gräßer.
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Er betonte jedoch, dass die AGdS mit ihren beiden Gemeinden in Völklingen und Eschringen und rund 150 aktiven Mitgliedern, "als kleine, flexible Gemeinschaft eigenständig bleiben" wolle. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass ein Aufgehen in einer anderen Gemeinschaft oder Kirche "substanzielle Verluste" nach sich ziehen würden. "Wenn man verantwortungsbewusst denkt, bleibt eine rechtliche Eigenständigkeit unumgänglich".
Jüngst, so berichtete Apostel Gräßer, habe man es auch Frauen ermöglicht, sich am liturgischen Ablauf des Gottesdienstes zu beteiligen. Sie teilen das Abendmahl an die Gemeinde aus, lesen das Textwort vor und sprechen das Bußgebet.
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Ein Termin für ein Treffen zwischen der AGdS und der NAK Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland konnte bislang noch nicht vereinbart werden, weil sich Bezirksapostel Wend nach dem schweren Verkehrsunfall in Mali (siehe naktuell.de Artikel vom 11.11.2002) in den vergangenen Wochen schonen musste.
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Redaktion: Jens Joachim, 10.01.2003
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Lesen Sie weiter:
Rückzug aus dem apostolischen Konzil
naktuell.de Artikel, Stand: Dezember 2001
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Bilder zum Thema
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Apostel Friedhelm Gräßer, Leiter der AGdS
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Gottesdienst der AGdS
in Völklingen
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Hintergrund
Im Dezember 1951 wurden mehr als 1.250 Mitglieder
aus der Neuapostolischen Kirche im Saarland ausgeschlossen. 1952 schlossen sie sich in acht Gemeinden zusammen. Die Leitung übernahmen die Bezirksevangelisten Herbert Schmidt und Georg Simon. Am 30. März 1955 konstituierte sich die "Apostolische Gemeinde
des Saarlandes" als Verein.
Nach einigen Spaltungen wählten die verbliebenen Amtsträger den damaligen Bischof Herbert Schmidt zum Apostel, der im November 1967 dieses Amt antrat.
Vereinsvorsitz und Apostelamt wurden in der Folge von Ortwin Schmidt ausgeübt. Am 8. Dezember 2001 wurde Friedhelm Gräßer zum neuen Leiter der Gemeinschaft gewählt.
Der AGdS gehören rund 150 aktive Mitglieder an, die von etwa einem Dutzend Amtsträgern betreut werden. Derzeit bestehen noch zwei Gemeinden in Völklingen sowie in Eschringen.
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Zur Person
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Friedhelm Gräßer, geboren am 9.12.1949, neuapostolisch getauft und versiegelt.
Der Ausschluss seiner Eltern aus der NAK zwang sie, sich in der 1955 gegründeten Apostolischen Gemeinde des Saarlandes eine neue religiöse Heimat zu suchen.
Er ist seit 1973 verheiratet, hat eine inzwischen verheiratete Tochter und arbeitet in der Finanz- verwaltung des Saarlands.
In der AGdS ist er seit 1983 in unterschiedlichen Funktionen ehrenamtlich tätig. Seine Arbeit als neuer Leiter und Apostel der AGdS hat er unter das Motto "Kontinuität und Wandel" gestellt.
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Links zum Thema
Homepage der Apostolischen Gemeinde des Saarlandes e.V.
apostolische-gemeinde...
Mitteilung der NAK International über das ausgefallene Arbeitstreffen apostolischer Gemein- schaften vom 9.12.2002
nak.org/news/...
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