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14.12.2003
„Gespräche dienen der Einheit in der
apostolischen Bewegung“
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Apostel Friedhelm Gräßer, der Leiter der Apostolischen Gemeinde des Saarlandes (AGdS), hat sich abermals positiv über die Ende Juli wieder aufgenommenen bilateralen Gespräche mit Bezirksapostel Hagen Wend und Apostel Gert Opdenplatz geäußert und die Aussagen von Apostel Rudolf Kainz als hoffnungsvoll bezeichnet.
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Gräßer schreibt in der aktuellen Ausgabe der Vierteljahres-
schrift „Wahrheit“ unter der Überschrift „Hoffnung und Grenzen der bilateralen Gespräche“, dass die am 26. Juli 2003 wieder aufgenommenen Gespräche mit den für das Saarland zuständigen Bezirksapostel Hagen Wend und Apostel Gert Opdenplatz „letztlich dem Werk der Einheit in der apostolischen Bewegung“ dienen sollen. An dem Gedankenaustausch, den Gräßer als „reines Sondierungsgespräch“ bezeichnet, hätten er und Vorstandsmitglied Bernd Jose darauf hingewiesen, dass es nicht zu umgehen sei, neben freundschaftlichen Gesprächen künftig auch eine gemeinsame Bibelarbeit anzustreben. Auch die divergierenden Lehraussagen sollten auf ihren Wahrheitsgehalt hin untersucht werden. Dazu zählt Gräßer neben der Aufarbeitung der Vergangenheit auch das Sakramentsverständnis, das stark von der Trinitätslehre geprägt sei, die die AGdS ablehnt. Gräßer: „Ohne sich darüber verständigt zu haben, macht eine gegenseitige Begegnung zwischen Amtskörper und Mitgliedern im Geiste einer praktischen Ökumene wenig Sinn.“
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Lob für „Mea Culpa“
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Gräßer unterrichtet in seinem Artikel die Mitglieder seiner Gemeinschaft auch darüber, dass er am 7. September 2003 in Saarbrücken an dem Gottesdienst teilgenommen habe, den Stammapostel Richard Fehr gehalten hatte. Mit Verweis auf
den naktuell.de Artikel vom 07.09.2003 lobt Gräßer, dass der Stammapostel „als erster all seiner Amtsvorgänger das ‚Mea Culpa‘ für das Verhalten seiner Kirche bei den Ausschlüssen vieler Mitglieder“ gesprochen habe. Zudem habe der Stammapostel auf die offenen Türen der Mutterkirche und die offenen Herzen der Gläubigen hingewiesen.
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Dass man sich auf einem guten Wege befinde, belegen Gräßer zufolge auch die Gedanken, die Apostel Rudolf Kainz in seinem Apostelbrief in der Zeitschrift „Unsere Familie“ (Nr. 18 vom
20. September 2003) sowie in dem Interview mit naktuell.de geäußert habe. Die Aussage von Apostel Kainz, dass in der Neuapostolischen Kirche „eine Rückbesinnung auf das Evangelium und auf den, der unser Meister ist und bleibt“ notwendig sei, könne er nur unterstützen, wenn dabei auch die Historie über ihn berücksichtigt werde. Gräßer verweist in diesem Zusammenhang auf die in der AGdS praktizierte historisch-kritische Bibelexegese „auch bezüglich der Person Jesu Christi“.
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Aus Sicht Gräßers haben sich über die Jahrhunderte hinweg „manche heute als selbstverständlich geltende Lehraussagen in den christlichen und nicht nur in den apostolischen Kirchen und Gemeinschaften als so genannte ‚geistige Irrläufer‘ entwickelt“, weil man sich nicht an die Aussagen von Jesus, sondern vielmehr an den Aussagen des Apostels Paulus orientiert habe. Das paulinische Gedankengut sei von der Katholischen Kirche übernommen und fortgeführt worden und auch die anderen christlichen Abspaltungen, zu denen auch die apostolische Bewegung zähle, hätten diesen Gedanken ungeprüft zugestimmt, so Gräßer.
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„Gepredigter Exklusivanspruch“
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Der Begriff der „alleinseligmachenden Kirche Christi“ habe in der Folgezeit die Katholische Kirche für sich in Anspruch genommen und „die Neuapostolische Kirche tat es ihr durch ihren gepredigten Exklusivanspruch nach“, schreibt Gräßer. Nunmehr, so führt der Leiter der AGdS fort, bezeichne Apostel Kainz diesen Gedanken, den Begriff „Kirche Christi“ allein auf die Neuapostolische Kirche anzuwenden, als „engstirnig“. Zudem vertrete Apostel Kainz die Auffassung, dass die Definition dieses Begriffs etwas weiter gefasst werden müsse und er spreche davon, dass man im Zusammenhang mit den Bestrebungen, mit der ökumenischen Bewegung in Kontakt zu treten, in der NAK auch über das Sakramentsverständnis nachdenke.
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Aussagen von Apostel Kainz lassen hoffen
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Gräßer zieht aus den Aussagen von Apostel Kainz die Schlussfolgerung: „Solche Bestrebungen, auch auf unsere zukünftigen vierteljährlich geplanten Gespräche projektiert, lassen hoffen“. Und weiter: „Aus alledem ist zu resümieren, dass die Grundaussagen von Apostel Kainz im Kern immer unsere Anregungen für eine sinnvolle Konzilarbeit waren und heute noch sind“.
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Ferner stellt Gräßer in seinem Beitrag die Frage, die sich auch so manches neuapostolische Kirchenmitglied stellt: „Wo gibt es aber beim derzeitigen Stand Zeichen der Hoffnung, dass das „Ökumenismusdekret“ vom 2. September 2002 (gemeint ist
das Kommuniqué nach dem ersten Treffen der apostolischen Gemeinschaften in Zürich, Anm. d. Red.) nunmehr auch ernsthaft angegangen werden wird?“ Gräßer hofft daher, dass die Bezirksapostelversammlung der NAK, die sich bereits mehrfach mit den „Arbeitstreffen der apostolischen Gemeinschaften“ beschäftigt hat, „zu einem konkreten Ergebnis Richtung ‚Kommuniqué 2000‘ kommen wird“.
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„Blick in die Zukunft soll neu inspirieren“
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Trotz der derzeit festzustellenden Stagnation bei diesem Thema bleibt Gräßer dennoch optimistisch: „Alle, die sich seither in der Suche nach der Einheit unter den apostolischen Gemeinschaften engagiert haben und vielleicht mit einem Anflug von Trauer feststellen, dass sie an Grenzen oder gar an Gegenströmungen gelangt zu sein scheint, sollen beharrlich bleiben. Wo der ökumenische Gedanke nicht mehr schöpferisch ist, möge sie der Blick in die Zukunft neu inspirieren. Wer der Versuchung unterliegt, sich mit dem Erreichten zufrieden zu geben und beim Jetzigen stehen bleibt, soll nicht aufhören, die begonnene Arbeit bis zum wirklichen Ende fortzusetzen. Wer zweifelt, ob diese Arbeit sich lohnt, soll wissen, dass die Hoffnung nicht trügt und dass vereint mit Gott alle Widerstände und Schwierigkeiten überwunden werden können. Diese Worte kann und soll sich jeder ökumenisch Verantwortliche zu eigen machen – und kann man heute Christ sein ohne diese Verantwortung?“
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Gräßer ermutigt daher dazu, „das Engagement der ersten Stunde nicht preiszugeben, sich mit dem Gewohnten und Erreichten im Blick auf die Zukunft nicht zufrieden zu geben, das Begonnene in schöpferischer Weise fortzusetzen bis zur Teilnahme an der unteilbaren Abendmahlgesellschaft“. Denn: „Wer ökumenisch tätig ist, nicht aber der Ökumenisches behindert, verdächtigt oder austrocknen lassen will, kann sich darauf berufen“.
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„Lebendige Einheit in der Vielfalt“
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Weil die apostolische Kirchengeschichte von Spaltungen geprägt sei, fühle sich die AGdS „jener ‚gesamtkirchlichen‘ wahrhaft ‚apostolischen’ Aufgabe in vorzüglicher Weise verpflichtet, nämlich dem Ringen um eine lebendige Einheit in der Vielfalt, der Wahrheit und in der Liebe”. Und weiter schreibt Gräßer: „Die Impulse des ersten Konzils in diese Richtung verstehen wir deshalb auch als besondere Wege und Weisungen für die apostolischen Kirchen und Gemeinschaften. Wir wollen die konkreten Möglichkeiten und Ansatzpunkte für eine verantwortliche Verwirklichung solcher Einheit nicht übersehen oder unterschätzen.“
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Diese Einheit, meint Gräßer, entspringe „der einheitsstiftenden Tat Gottes“. Daraus ergebe sich für die apostolischen Kirchen und Gemeinschaften „die Verpflichtung, überall da gemeinsam zu handeln, wo die Voraussetzungen dafür gegeben sind und nicht erhebliche Gründe des Glaubens, der Verantwortung für das notwendige Eigenleben der Gemeinden, unumgänglicher Rücksichtnahme oder größerer Zweckmäßigkeit dem entgegenstehen.“ Kompromisse seien nicht Schwäche, „sondern selbst ein quasi-ökumenischer, dialogischer Vorgang. Es muss sich eine immer größere Konvergenz abzeichnen, die das früher ausgesprochene ‚Unmöglich‘ nicht mehr zulässt.“
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Und über das Thema Ökumene allgemein schreibt Gräßer: „Von Zeichen ökumenischer Hoffnung an der Basis, in den Gemeinden, in Gruppen zu sprechen, ist nicht leicht, weil hier kein einheitliches Bild zu gewinnen ist“. Andererseits räumt er „der Ökumene an der Basis“ die größten Chancen ein. „Wenn an der Basis nichts lebt, wenn in Gemeinden und Gruppen sich nichts regt und bewegt, kann oben nicht geregelt werden.“
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„Eine Aufgabe aller Christen und Kirchen“
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Zum Abschluss seines Beitrags schreibt Gräßer: „Ökumene als Verpflichtung, an der Überwindung der Trennung zu arbeiten, ist kein Hobby einzelner, sondern eine Aufgabe aller Christen und Kirchen, die sich an das Vermächtnis Jesu gebunden wissen und sich mit dem Gegebenen nicht abfinden wollen. Es ist zuweilen paradox. Alle Kirchen und Christen hört man beten um die Überwindung der Spaltung, um die Einheit im Glauben. Aber manchmal hat man den Eindruck, dass dies unter einem deutlichen Vorbehalt geschieht: Hoffentlich werden diese Gebete nicht schnell erhört. Aber nicht das Zurückbleiben, sondern das gläubige und mutige Vorangehen ist das Merkmal des in der Bibel gezeichneten Hirten: Sein einziges und ständiges Wort darf nicht das Wort: ‚Halt! Aufhören!‘ sein, sondern das ‚Komm mit!‘. Der Hirte sollte sich nicht hinter der Herde aufhalten, er darf auch nicht wartend stehen bleiben, er soll voran gehen und dabei sich so verhalten, dass möglichst viele mitkommen. Auch die Denkpausen müssen einmal beendet werden; wenn sie zu lange dauern, hört auch das Denken auf.“
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Lesen Sie weiter:
„Die Tür zur Mutterkirche ist sperrangelweit offen“
Stammapostel Fehr bedauert Abspaltungen und Ausschlüsse
(naktuell.de Artikel vom 07.09.2003)
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Jens Joachim, 14.12.2003
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Artikel im Forum kommentieren
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Bild zum Thema
Apostel Gräßer während eines Gottesdienstes der AGdS in Völklingen
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Zur Person
Friedhelm Gräßer, geboren am 9.12.1949, neuapostolisch getauft und versiegelt.
Der Ausschluss seiner Eltern aus der NAK zwang sie, sich in der 1955 gegründeten Apostolischen Gemeinde des Saarlandes eine neue religiöse Heimat zu suchen. In der AGdS ist er seit 1983 in unterschiedlichen Funktionen ehrenamtlich tätig. Am 8.12.2001übernahm er die Leitung der rund 150 aktive Mitglieder zählenden Gemeinschaft. Derzeit bestehen zwei Gemeinden in Völklingen und Eschringen.
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Hintergrund
„Versöhnung unter den Apostolischen schaffen“ – Gespräch mit Apostel Gräßer in einem naktuell.de Artikel vom 10.01.2003
naktuell.de/archiv/...
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Links zum Thema:
Mitteilung der Neuapostolischen Kirche über das ausgefallene Arbeitstreffen apostolischer Gemeinschaften, veröffentlicht am 9.12.2002
nak.org/news/...
Internetseiten der Apostolischen Gemeinde des Saarlandes (AGdS)
apostolische-gemeinde...
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