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Heute ist  .
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13.05.2005
Mit bewegten Worten Amtsnachfolger benannt
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Stammapostel Richard Fehr hat Dr. Wilhelm Leber, bislang Bezirksapostel in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen, am Freitag auf der Internationalen Apostelversammlung in Stuttgart offiziell als seinen Nachfolger benannt. Laut einer Mitteilung der NAK International habe der amtierende Stammapostel mit bewegten Worten geäußert, nach viel Gebet und jahrelanger Beobachtung sei in ihm der Name seines Nachfolgers immer klarer hervorgetreten. Der 57 Jahre alte Leber wird das Petrusamt der Neuapostolischen Kirche am Pfingstsonntag in der Kirche Stuttgart-Fellbach von seinem Vorgänger übernehmen, der nach 17 Jahren in den Ruhestand treten wird.
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Nachdem naktuell.de und Glaubenskultur.de bereits im Februar übereinstimmend berichteten, dass Bezirksapostel Leber neuer Stammapostel werde, hatte dieser noch Ende März in einem Telefongespräch mit naktuell.de (siehe Artikel vom 03.04.2005) gesagt, es sei „nicht zutreffend“, dass er im Kreis der Apostel oder Bischöfe schon über die weitere Versorgung der Bezirke irgendwelche Aussagen gemacht habe. Über das Thema seiner Nachfolge sei bislang überhaupt nicht gesprochen worden. Entsprechende Informationen stimmten nicht. Zugleich wollte er sich jedoch nicht zu der Frage äußern, ob er an Pfingsten die Nachfolge von Stammapostel Richard Fehr antreten werde. In dem Gespräch mit naktuell.de äußerte er wörtlich: „Ich möchte mich nicht weiter in das Reich der Spekulationen hineinbegeben. Warten wir doch einfach ab, was kommt.“
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In seinem letzten Gottesdienst als Bezirksapostel, den er am vergangenen Mittwoch in der Gemeinde Dortmund-Marten hielt, ging er auf die Erwartungshaltung an den bevorstehenden Leitungswechsel in der Neuapostolischen Kirche ein. Natürlich bestehe eine besondere Spannung, wie es denn nach Pfingsten weiter gehe, sagte Leber. Zugleich warnte er davor, diese Erwartungshaltung über das Warten auf die Segnungen Gottes in Wort und Gnade zu stellen. „Lasst uns in der Hoffnung auf besonderen Segen an Pfingsten stehen, aber auch den heutigen Gottesdienst nutzen zu einer guten Vorbereitung auf das große Fest am kommenden Sonntag“, wünschte der Bezirksapostel allen Anwesenden.
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Für Richard Fehr wird am Pfingstsonntag zugleich ein prägender Lebensabschnitt zu Ende gehen. In Stuttgart-Fellbach, wo er 1988 als frisch ordinierter Stammapostel mit der Botschaft „Maran atha! Unser Herr kommt!“ die Leitung der Neuapostolischen Kirche übernommen hatte, wird er nun feierlich in den Ruhestand verabschiedet. Nach 17 Jahren endet damit die von dem sympathischen Schweizer geprägte Ära in der Geschichte der NAK. Von sich selbst sagt Stammapostel Fehr, er gehe mit Freuden in den Ruhestand. In einer Pressemitteilung der Kirche heißt es, Fehr könne auf eine lange, gesegnete Amtszeit zurückblicken und er tue dies ohne Groll. Nach seiner Bilanz auf die bisherige Arbeit gefragt, antwortet er mit einem Verweis auf Lukas 17, 10: „Wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.“
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„Einmütig im Geist – beständig in der Nachfolge“
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Das diesjährige „Pfingst-Event“, wie es auf der Internetseite der gastgebenden NAK Süddeutschland flapsig bezeichnet wird, steht unter dem Motto „Einmütig im Geist – beständig in der Nachfolge“. Dabei werden sich rund 360 Bezirksapostel, Bezirksapostelhelfer und Apostel von Freitag an in Stuttgart zur 6. Internationalen Apostelversammlung der NAK International treffen. Auf dem Programm stehen auch mehrere Workshops sowie eine Feierstunde in der Stuttgarter Liederhalle, die ein Männerchor mit rund 100 Brüdern sowie das Kammerorchester des Apostelbereichs Stuttgart musikalisch umrahmen werden. Geplant ist, dass der gastgebende Bezirksapostel Klaus Saur (NAK Süddeutschland) während der Feierstunde am Smastag Stammapostel Fehr in einer Laudatio würdigen wird. 
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Im Mittelpunkt des Wochenendes steht jedoch der Pfingstgottesdienst am Sonntagmorgen, der um 10.00 Uhr beginnt und per Satellit in mehr als 8.000 neuapostolische Gemeinden in 69 Ländern nach Nord- und Südamerika, Asien, Afrika, Australien und Europa übertragen wird. Die Predigt des Stammapostels wird simultan in 25 Sprachen übersetzt. Außer in Nord- und Südamerika, wo wegen der Zeitverschiebung die Sendung aufgezeichnet und später gesendet wird, werden alle angeschlossenen Gemeinden das Ereignis live miterleben können. Es wird erwartet, dass insgesamt mehr als anderthalb Millionen Gläubige an dem Gottesdienst teilnehmen werden. 
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„Kirche mit viel Feingefühl geleitet“
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Nach Angaben von Kirchensprecher Peter Johanning hat Stammapostel Fehr in den vergangenen 17 Jahren „mit viel Feingefühl die Neuapostolische Kirche geleitet“. Insbesondere die unterschiedlichen kulturellen Bedürfnisse der Gläubigen seien ihm wichtig gewesen. Seit dem Amtsantritt von Stammapostel Fehr habe sich die Zahl der Kirchenmitglieder von rund fünf
auf heute knapp elf Millionen mehr als verdoppelt. „Die Öffnung der Kirche nach außen und das Festhalten am typisch neuapostolischen Profil“ seien „zwei markante Punkte in seinem vielseitigen Arbeitsprogramm“ gewesen, so Johanning.
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Stammapostel Fehr gründete mehr als 20 innerkirchliche Projektgruppen. Diese mit Fachleuten besetzten Gremien befassen sich mit vielen unterschiedlichen Themen, etwa dem Lehrmaterial für Kinder, mit Fragen der Kirchenmusik oder mit der Auslegung bestimmter Bücher der Heiligen Schrift. 1999 gründete er die Projektgruppe „Ökumene“. Damit wurde ein regelmäßiger offizieller Austausch mit anderen Kirchen möglich. Trotz unverkennbarer Unverträglichkeiten wesentlicher Lehraussagen der NAK mit der Ökumene sollen die Gespräche mit Vertretern anderer Kirchen fortgesetzt und „auf allen Ebenen forciert werden“. Derzeit untersucht die Projektgruppe die detaillierten Voraussetzungen für einen Beobachterstatus im Ökumenischen rat der Kirchen in Genf (ÖRK).
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„Erste Schritte sind getan – weitere müssen folgen“
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Auf Anfrage von naktuell.de hat sich der Theologe und Pfarrer Dr. Andreas Fincke, der bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin als wissenschaftlicher Referent für die christlichen Sondergemeinschaften zuständig ist, zum bevorstehenden Stammapostelwechsel geäußert. Nach den Worten Finckes ist das Stammapostelamt kritisch zu beurteilen. „Ein Amt mit dieser Machtfülle“ hält er für biblisch nicht begründet. Auch bezweifelt er die Konsequenzen, die sich aus diesem Amt ergeben, „dass nämlich die NAK die alleinige, wahre Kirche Christi in der Endzeit“ sei.
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Ungeachtet dieser Anfragen würdigt der EZW-Referent jedoch auch, dass Stammapostel Fehr in den vergangenen Jahren eine behutsame Öffnung der NAK ermöglicht habe. So nähmen Vertreter der NAK inzwischen auch auf Einladung an Podiumsdiskussionen und wissenschaftlichen Tagungen teil. Dies sei jedoch nicht ganz freiwillig geschehen. So hätten kritische Veröffentlichungen von ehemaligen Mitgliedern und Berichte im Internet die Kirche herausgefordert. Aber auch in den eigenen Reihen habe es in den vergangenen Jahren Stimmen gegeben, die einen geistlichen Neuanfang gefordert hätten. 
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Unter der Amtszeit Fehrs sei in der NAK auch erstmals über ökumenische Kontakte nachgedacht und zahlreiche Projektgruppen zu verschiedenen Themen und auch strittigen Fragen eingerichtet worden. Fincke zufolge „sind die ersten Schritte getan – auch wenn noch weitere folgen müssen“. 
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Aus Sicht der ökumenischen Kirchen sei zu hoffen, dass der neue Stammapostel die Neuapostolische Kirche weiter öffnen werde und dass dieser den Mut habe, den eigenen Exklusivitätsanspruch zu überdenken. Wünschenswert wäre auch, dass man die Taufe der ökumenischen Kirchen anerkenne und darüber nachdenke, welchen Platz Frauen in der Hierarchie der Ämter einnehmen können. Überdies hält Fincke eine intensivere theologische Bildung der Laienprediger in den Gemeinden für wünschenswert. Finckes Resümee lautet daher: „Auf den Nachfolger Fehrs warten große Aufgaben.“
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Aus dem Lebenslauf des neuen Stammapostels
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Wilhelm Leber wurde am 20. Juli 1947 in Herford/Westfalen geboren. Laut einem auf der Internetseite der NAK Nordrhein-
Westfalen veröffentlichten Lebenslauf verstarb sein Vater kurz vor der Geburt. Mit seiner Mutter und seiner 13 Jahre älteren Schwester Christa lebte der junge Wilhelm in Herford. Als seine Mutter 1960 den verwitweten Glaubensbruder Heinz Raith, der selbst auch zwei Töchter mit in die Ehe brachte, heiratete, war damit ein Umzug nach Frankfurt am Main verbunden.
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Wilhelm Leber wuchs in einer neuapostolischen Familie auf. Sein Vater war Priester, sein Großvater Hirte und Vorsteher der Gemeinde Herford. Nach dem Besuch der Grundschule wechselte er auf ein mathematisch-naturwissenschaftlich orientiertes Gymnasium, an dem er 1965 sein Abitur bestand. Das Studium der Mathematik begann er in Frankfurt, hielt sich aber auch ein Jahr lang zu einem Auslandsstudium an der kanadischen Universität Waterloo auf. Mit Diplom und der Promotion zum Doktor phil. nat. schloss Wilhelm Leber sein Studium ab. Parallel dazu war er wissenschaftlicher Assistent
an einem Seminar für Betriebslehre und Organisation der Universität Hamburg.
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Schwiegersohn von Friedrich Bischoff
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Seine Ehefrau Barbara, Tochter von Bezirksapostel Friedrich Bischoff, lernte Wilhelm Leber in der Jugendgruppe der
NAK-Gemeinde Frankfurt-West kennen. Am 16. April 1972 wurde geheiratet, 1975 wurde Björn, 1977 Verena geboren. Beide Kinder sind noch in der Ausbildung und leben zu Hause. Der Umzug der Familie Leber nach Hamburg erfolgte 1973, bedingt durch die Assistentenstelle an der dortigen Universität. 1977 nahm Wilhelm Leber eine Stelle im mathematischen Bereich einer Lebensversicherungsgesellschaft in Hamburg an
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Zum Apostel für den Bereich Bremen wurde Wilhelm Leber
am 9. September 1990 durch Stammapostel Fehr ordiniert.
Das Bezirksapostelamt empfing er am 22. November 1992 in Oldenburg, ebenfalls aus der Hand von Stammapostel Fehr. Von diesem Zeitpunkt an war Wilhelm Leber für Hamburg und Bremen zuständig. 1994 kam Mecklenburg-Vorpommern dazu, nachdem Bezirksapostel Willy Adam in den Ruhestand trat.
Seit dem 1. Januar 2003 betreut Bezirksapostel Leber nach der Inruhesetzung von Bezirksapostel Horst Ehlebracht auch die Gebietskirche Nordrhein-Westfalen.
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„Ich war immer eine Notlösung“
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Der künftige Stammapostel, den man oft freundlich lächelnd sieht und der als „liberal und locker“ gilt, schätzt sich selbst als sachlich und ausgleichend ein. Er könne aber sehr ärgerlich, sogar wütend werden, wenn man für sachliche Argumente nicht zugänglich sei, gestand er in einem im Januar 2003 auf der Internetseite der NAK Nordrhein-Westfalen veröffentlichten Gespräch mit Jutta Schwerdtfeger. Weiterhin äußerte Bezirksapostel Leber beim Rückblick auf seinen kirchlichen Werdegang lächelnd, er sei „immer eine Notlösung“ gewesen.
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In der internationalen Kirchenleitung war Wilhelm Leber bislang als Mitglied der Projektgruppe „Hausregeln“, Vorsitzender der Fachgruppe „Ehemalige UdSSR“ sowie Vorsitzender der so genannten „Koordinationsgruppe“ tätig. Anfang 2003 war er außerdem Vorsitzender der Projektgruppen „Unterweisung für Amtsträger“ und „Kirchenstrategie“. Die Arbeit in den Projektgruppen bezeichnete er in dem Gespräch mit Jutta Schwerdtfeger als eine „schöne Einrichtung, eine Möglichkeit der Kommunikation.“
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Auch im Umgang mit seinen Amtsträgern pflegte Leber bislang einen sehr offenen und kommunikativen Stil. Er war der erste Bezirksapostel, der vor fünf Jahren die priesterlichen Ämter in einem Rundschreiben dazu aufrief, Ängsten der Kirchenbasis im Zusammenhang mit dem Thema Ökumene einfühlsam zu begegnen. Auch rief er die Amtsbrüder zu einer intensiven individuellen Seelenpflege auf. Als „das große Problem der Kirche“ bezeichnete er 2003 „die Schwerfälligkeit“, weil wenige Brüder alles erledigten und darunter die Lebendigkeit leide. 
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Und angesprochen auf sein Lebensmotto sagte der passionierte Orgelspieler, Hobbyholzhacker, Steakliebhaber und 
Österreich-Fan seinerzeit in dem Gespräch: „Mein Motto wechselt. Zur Zeit heißt es: ‚Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlasse dich nicht auf deinen Verstand‘ (Sprüche 3, 5 und 6).“
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Lesen Sie weiter:
Bezirksapostel Leber wird neuer Stammapostel
(naktuell.de Artikel vom 20.02.2005)
„Einfach abwarten, was kommt“
Bezirksapostel Leber im Gespräch mit naktuell.de (03.04.2005)
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Jens Joachim, 13.05.2005
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Bild zum Thema
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Dr. Wilhelm Leber, neuer Stammapostel der NAK ab Pfingstsonntag
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Stammapostel Richard Fehr (links) und sein späterer Nachfolger, Wilhelm Leber, bei einem Besuch am
1. Februar 2004 in Lübeck
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(2 Bilder)
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Hintergrund
Zusammenstellung von relevanten Beiträgen
aus der Berichterstattung von naktuell.de …
„Einfach abwarten, was kommt“
Bezirksapostel Wilhelm Leber dementierte Berichte zu seiner Amtsnachfolge (03.04.2005)
Unsicherheit über Stellen-
wert des Apostelamtes
Seelsorgebrief zum Thema „Die Sendung der Apostel“ (18.03.2005)
Bezirksapostel Leber wird neuer Stammapostel
Nachfolgeregelung durch Indiskretion vorab bekannt geworden (20.02.2005)
Ein Stammapostel mit anderer Hautfarbe?
Bezirksapostel Leber spekuliert über mögliche Nachfolge-Optionen (07.02.2004)
Rap-Song wirbt für Toleranz im Glauben
Gesprächsrunde beim Jugendtag 2003 der NAK Hamburg (20.09.2003)
Vorbehalte auf beiden Seiten abbauen
Bezirksapostel Leber spricht in einem Interview mit naktuell.de über Kontakte zu einem freikirchlichen Pastor (05.08.2003)
Gebietskirche NRW unter neuer Führung
Wilhelm Leber übernimmt Leitung der NAK Nordrhein-
Westfalen (02.01.2003)
Einladung zu ökumenischen Aktivitäten
Bezirksapostel Leber und Stammapostel Fehr beim Bremer Bürgermeister Henning Scherf (12.04.2002)
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